WKÖ: Branchenallianz gegen Steuerangriff auf Kulturland Österreich
Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe kritisieren mögliche Mehrwertsteuererhöhung und warnen vor Auswirkungen auf Unternehmen und Konsumenten
Wien (OTS/PWK127) - Scharfe Kritik an einer immer wieder ins Spiel gebrachten Mehrwertsteuererhöhung übten heute Montag die Vertreter des Fachverbandes der Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) vor Journalisten in Wien. Eine steuerliche Mehrbelastung sei ein Angriff auf das Kulturland Österreich und stelle die betroffenen Branchen vor gewaltige Herausforderungen- bis hin zur Existenzbedrohung, zeigten sich Fachverbandsobmann Heimo Medwed, Kino-Sprecher Christian Dörfler, Theater-Sprecher Gerald Pichowetz und der Sprecher der Kartenbüros, Franz Lechner, einig.
Medwed: Schausteller-Branche ist bereits jetzt am Limit
Medwed, der auch Sprecher der Schausteller ist, hält die aktuelle Diskussion über erhöhte Mehrwertsteuersätze für einen Schildbürgerstreich und Anschlag auf das österreichische Kulturgut der Jahrmärkte, Volksfeste und Kirtage, das von Schaustellern, Zirkussen oder Vergnügungsbetrieben seit dem Mittelalter gepflegt wird. "Es ist eine Grundsatzentscheidung der Koalition, ob man in Zukunft in diesem Land den Anspruch hat, Tradition und Kultur zu erhalten, oder ob die politisch Verantwortlichen es in Kauf nehmen, dass Gewerbetreibende in den Ruin getrieben werden und ganze Berufsgruppen von der Bildfläche verschwinden. Ganz zu schweigen von der Wertschöpfung, die gerade in den ländlichen Regionen durch das drohende Aus solcher Traditionsfeste und Veranstaltungen verloren ginge", sprach sich Medwed massiv gegen jede weitere Belastung aus und warnte: "Die Branche ist am Limit. Wir können eine steuerliche Mehrbelastung unmöglich abfedern, aber auch nicht an unsere Besucher weitergeben, denn Familien und Jugendliche können sich höhere Ausgaben schlichtweg nicht mehr leisten." Zudem sei eine etwaige Mehrwertsteuererhöhung eine Mogelpackung, so Medwed, da man den Menschen einerseits mehr Geld verspreche, es ihnen auf der anderen Seite wieder aus der Tasche ziehe.
Dörfler: Soll Steuerreform mit Taschengeld von Jugendlichen gegenfinanziert werden?
Auch Kinosprecher Christian Dörfler befürchtet große Wertschöpfungsverluste durch eine mögliche Steuererhöhung und lehnt diese entschieden ab: " Der Großteil der Kinobesucher ist zwischen 14 und 25 Jahre alt, also Menschen mit keinem bis geringem Einkommen. Offenbar will die Regierung mit dem Taschengeld von Schülern und Studenten die Steuerreform gegenfinanzieren", kritisierte der Vertreter der 138 heimischen Kinos und ergänzt:" Österreich ist bei der Umsetzung von EU-Richtlinien - unabhängig von so mancher Sinnhaftigkeit derselben - häufig Musterschüler. Warum man gerade bei Steuersätzen in Deckung geht, ist völlig unverständlich." Denn die Europäische Union empfehle für Kinotickets ganz klar einen ermäßigten Steuersatz, an den sich etwa Österreichs Nachbarländer Deutschland mit 7 Prozent und Italien mit 10 Prozent halten, so Dörfler, der auch von einem Angriff auf die Wettbewerbsfähigkeit sprach.
Pichowetz befürchtet massiven Besucherrückgang im Falle einer Steuererhöhung
Einen massiven Rückgang an Besuchern befürchtet Theatersprecher Gerald Pichowetz, denn es sei nachvollziehbar, dass die Menschen zuallererst bei Freizeitaktivitäten den Sparstift ansetzen: "Wir leben vom Geld, das den Bürgern im Börserl bleibt. Freizeitaktivitäten zu besteuern trifft Unternehmen und Konsumenten gleichermaßen", betonte Pichowetz.
Lechner: Kultur wäre dann Luxusgut und für viele nicht mehr leistbar
Für den Sprecher der Kartenbüros, Franz Lechner, ist nicht nachvollziehbar, wieso gerade in Österreich Kultur in Zukunft höher besteuert werden soll:" Österreich ist weltbekannt für seine Kultur. Eine Steuererhöhung würde zwangsläufig zu massiven Einbrüchen beim Verkauf von Theater-, Opern-, und Konzerttickets führen und Kultur zu einem Luxusgut machen, das für die Allgemeinheit nicht mehr leistbar sein wird. Zudem würde es in Zukunft auch schwieriger werden, hochkarätige Künstler nach Österreich zu bringen, da dies bei einem Rückgang der Besucherzahlen einfach nicht mehr finanzierbar sein wird", so Lechner.
Neben den Verlusten von Wertschöpfung in traditionellen Kulturbetrieben befürchten die Branchensprecher zudem negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, da es für viele Unternehmen - im Falle zusätzlicher Steuerbelastungen - unmöglich wäre, Mitarbeiter zu halten, geschweige denn Beschäftigung zu schaffen. Somit würde eine solche Steuerreform - entgegen den Ankündigungen der Politik - der österreichischen Bevölkerung im Endeffekt mehr kosten als bringen.
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Mag. Bernhard Gerstberger
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