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Die Branche ist angeblich im Aufschwung. Untersuchungen prognostizieren ein Wachstum der Einnahmen und eine Steigerung der Besucherzahlen. Aber die Zeit der großen Investitionen scheint derzeit trotzdem vorbei zu sein. Der Trend in Amerika, jedes Jahr immer größere und somit auch teurere Achterbahnen oder sonstige werbeträchtige Thrill Rides zu bauen, stagniert. Zuerst war es die Anzahl von verschiedenen Loopingelementen, womit sich Freizeitparks gegenseitig überbieten wollten, um Besucher anzulocken. Das führte zu Konstruktionen mit bis zu zehn Überschlägen nacheinander, zu finden im Thorpe Park, in der Nähe von London. Dann überboten sich die Hersteller in Sachen Geschwindigkeit und Höhe, wobei die Achterbahnen als sogenannte Rocket Coaster konzipiert wurden. Den derzeitigen Rekordhalter findet man nicht weit von New York entfernt, bei Six Flags Great Adventure. Dort werden die Fahrgäste auf einer waagrechten Strecke, in 3,5 Sekunden, von 0 auf 206 km/h beschleunigt, um dann einen 127 Meter hohen Turm hinaufzufahren.
Aber die Ära der spektakulären Fahrgeschäfte scheint vorbei zu sein. Die Parkbetreiber wollen auch nicht mehr die 12-17 jährigen mit neuen, sensationellen Thrills anlocken, sondern setzen künftig vermehrt auf Familien und ältere Generationen. Vor allem die Älteren sind sicherlich in der Lage mehr Geld auszugeben, als die Jugendlichen, denen bei Wiederholungsbesuchen sehr schnell das Taschengeld ausgeht. Somit ist der künftige Trend, weg von lauten Technikmonstern, hin zur nostalgischer Gemütlichkeit.
Generell boomt der Freizeitmarkt, weil ein Kurzurlaub in einem Freizeitpark billiger ist als zwei Wochen Mittelmeerurlaub. Auch sind oft politische Risiken oder Naturkatastrophen der Grund, warum ein Urlaub zu Hause oder in Europa wieder attraktiv wird. Aber die Konsumenten sind wachsamer. Sie vergleichen sehr wohl was eine Attraktion kostet oder wie viel sie für das Essen ausgeben.
In den letzten fünf Jahren sind in Europa, gesamt betrachtet, die Besucherzahlen relativ gleich geblieben. Das bedeutet, dass höchstens eine Verschiebung untereinander, also innerhalb der Freizeitangebote entsteht. Der Bau einer neuen Großattraktion, zieht zwar eventuell 100.000 zusätzliche Besucher im Jahr an, jedoch kann eine größere Schlechtwetterperiode ebenso ein Minus von 200.000 Besuchern erzeugen. Somit sind die Parks sehr vorsichtig, ob sie das Wagnis einer neuen Investition eingehen sollen. Hinzu kommt auch noch das Risiko, ob die neue Attraktion auch wirklich vom Publikum angenommen wird.
Wie kann man also die Besucherzahlen, mit relativ geringen Investitionen erhöhen? Forschungen in diese Richtung brachten einige Überraschungen an den Tag:
Dabei wurde als wichtigster Punkt das Thema der richtigen Preisentwicklung für Tickets als ausschlaggebend definiert. Denn die Konsumenten sind auch, zum Beispiel durch das Medium Internet, sehr schnell in der Lage festzustellen, was, wo, wie viel kostet. Da wird dann zu Hause sehr genau kalkuliert, welches Freizeitangebot preisgünstiger ist.
Trendforscher bescheinigen auch, das jene Parks in Zukunft die Nase vorn haben werden, die sich auf die Generation 50 Plus konzentrieren. Hier können sehr viele zusätzliche Besucher gewonnen werden. Einige Freizeitparks im Norden von Europa setzen schon auf die ältere Generation und habe dabei einen großen Erfolg zu verbuchen. Als Kids at Heart werden die über 50-jährigen auch bezeichnet, denn die gingen ja früher mit etwa 15 Jahren in die Parks und mit nostalgischen Elementen soll jetzt diese ältere Generation wieder gewonnen werden. Außerdem geben diese Großeltern gerne viel Geld aus, speziell wenn sie sogar gemeinsam mit ihren über alles geliebten Enkeln kommen. Natürlich muss man auch die Gastronomie an diese Entwicklung anpassen, denn diese ältere Generation gibt gerne mehr Geld für ein hochwertiges Essen in schöner Atmosphäre aus. Das bedeutet aber auch gleichzeitig ein relatives aus für große und laute Attraktionen. Mit Over Fifty, steig man nicht mehr so oft in einen Achterbahn. Somit gewinnen die Parks gleich an zwei Seiten, denn ein Ausbau der Gastronomie ist nicht so teuer wie ein Mega-Coaster. Das Angebot für diese 50 Plus Generation muss also neu überdacht werden, denn es handelt sich um erfahrene und intelligente Konsumierer.
Auch bewegen sich Parks die sich auf Familien spezialisieren, in die richtige Richtung. Familien sparen zwar meistens bei der Gastronomie, aber wenn preiswerte und kindergerechten Menüs angeboten werden, dann verzichten die Eltern gerne auf das schwere Rucksackschleppen mit den selbst mitgebrachten Speisen. Aber kostenlose Picknickplätze sollten trotzdem nicht fehlen. Ein großer Anziehungspunkt für Familien sind Parks mit vielen Wasserfahrten. Langsame Bootsfahrten, Raftinganlagen und besonders beliebt sind interaktive Waterrides. Wasserspaß für die ganze Familie garantiert viele Widerholungsbesuche. Ebenso sind interaktive Darkrides, Shows und Live Entertainment bei Familien sehr beliebt. In dieser Sektion werden künftig sicherlich einige wunderschöne und innovative Familienattraktionen entstehen, wie zum Beispiel die derzeit im Bau sich befindenden Attraktionen in Efteling (Niederlande) und Alton Towers (England).
Weiters können Parks punkten, wenn sie für Schlechtwetterperioden gut ausgestattet sind. Überdachte Attraktionen und wettergeschützte Gehwege sind hier ein großes Plus. Damit kommen wir zu einer weiteren Strategie der Zukunft - der Ganzjahresöffnung oder zumindest einer Weihnachtsöffnung. Bei den großen Parks mit über drei Millionen Besuchern, kommen eine halbe Million allein zur Weihnachtszeit. Weihnachten spricht grundsätzlich auch sehr die ältere Generation und Familien an, die man dadurch vermehrt für diese Zeit gewinnen kann. Mit Halloween Events kann man wiederum die Zielgruppe der Jugendlichen begeistern.
Ganz wichtig für die Parks, ist derzeit auch ihr Resort oder ihre Übernachtungskapazitäten auszubauen, damit ein mehrtägiger Besuch der Parks ermöglicht wird. Auch kann man mit Abendparaden, Feuerwerk und Shows die Besucher länger im Park halten, damit sie dann eben mehr Geld ausgeben.
Zeitgemäße Park-Websites sind heutzutage wichtige Werbeträger. Diese sollten mindestens jährlich neu entwickelt und mehrmals in Jahr an die Trends angepasst werden. Sehr erfolgreich ist derzeit das Geschäft mit dem Versand von Onride Fotos per Email oder MMS. Ein gekauftes Papierabdruckbild ist oft hinderlich, muss man es doch dann den restlichen Tag mit sich herumschleppen, wobei es dann auch noch beschädigt werden kann. Das Foto jedoch sofort via Email oder MMS an die Handys von Freunden und Verwandten zu schicken, ist derzeit ein Bombengeschäft.
Als letzten Punkt wäre dann auch noch das Erscheinungsbild, wie präsentiert sich ein Park. Ganz wichtig für Freizeiteinrichtungen, wird in der Zukunft die Präsentation nach außen hin sein. Wenn hier ein kontinuierliches und vor allem einheitliches Erscheinungsbild dem Besucher vermittelt wird, das dann auch im Park erlebbar ist, dann wird sich der Besucher wohl fühlen und auch eher den einen oder anderen Euro mehr ausgeben.
Zusammengefasst sind die Strategien: Aus- oder Neubau von Übernachtungsmöglichkeiten, Trend zu Weihnachts- und Ganzjahresöffnung, die Gruppe der 50 Plus Generation als Besucher zu gewinnen und ihnen eine bessere Qualität zu bieten. Generell sind sich derzeit die europäischen Parks einig, das mehr die Familientauglichkeit gefördert werden soll und weniger die thrill-begeisterten Kids.
Genau betrachtet, sind diese neuen Trends nicht wirklich etwas komplett Neues. Außer der Fokussierung auf die Plus 50 Generation, findet man schon alle diese Konzepte seit Jahren beim Europa Park in Deutschland umgesetzt, der dadurch auch schon seit Jahren Marktführer in der deutschen Parkszene ist.
Oben genannte Trends gelten in erster Linie für Europa, aber auch bei der amerikanischen Six Flags Gruppe, die bisher eher bekannt war durch ihre spektakulären Achterbahnen, welche sie jedes Jahr bauen ließ, erkennt das ein Umdenken in Richtung Familientauglichkeit ihre etwas angeschlagenen Finanzen wieder kräftigen würden. Denn die Jugendlichen die bisher diese Parks stürmten, haben gelegentlich durch Vandalismus mehr Schaden angerichtet als Geld im Park gelassen.
Ganz anders entwickelt sich die Situation in Asien. Speziell in China, Japan, Dubai und Russland. China ist derzeit sehr bestrebt, seine Parks auszubauen und hat für 2006 einige neue Achterbahnen bestellt. In Dongguan, im Süden Chinas, wird derzeit die größte Shopping-Mall der Welt gebaut. Fast einen Kilometer lang wird diese Mall, die in mehrere Themenbereiche wie z.B. Kalifornien, Venedig und Paris unterteilt ist. Natürlich wird dort auch ein großer Freizeitpark gebaut. Neben dem kürzlich eröffnetem Disney Park in Hong Kong, gibt es Planungen für Disney Resorts in Shanghai, Peking und Indien. Nicht zu vergessen Dubai, wo derzeit die größten und teuersten Freizeiteinrichtungen gebaut werde, wie z.B. das kolossale Projekt Palm Islands, wo eine ganze Insel künstlich erschaffen wird, um darauf exklusive Freizeiteinrichtungen zu bauen.
Zwar werden für 2006 in Europa relativ viele und teilweise auch große Achterbahnen gebaut, aber die sind alle schon in den Vorjahren geplant und bestellt worden. Wer also weiterhin etwas Neues erleben will, der muss künftig schon eher Asien als Destination wählen und sicherlich auch eine gut gefüllte Brieftasche mitnehmen. Hier in Europa ist wie es scheint, der Zenit von neuen Investitionen bereits überschritten, dafür liegt künftig das Augenmerk auf Familien und ältere Generationen, wobei die letztgenannten in Europa auch bald die Mehrheit der Bevölkerungsschicht sein werden.
Text und Fotos: Wolfgang Payer