Sportverein: Die späte Rückkehr der Hakoah 11.03.2008 | 18:34 | ( Die Presse) 70 Jahre nach der Arisierung ihres Sportpla tzes eröffnete die Hakoah am Dienstag feierlich ihr neues Sportzentr um im Prater. Für die Schwimmhalle fehlt noch immer das Geld. Es war der feierliche Schlusspunkt eine r langen teils hässlichen Geschichte. Am Dienstag bekam der jüdische Sportverein „ Hakoah“ wieder ein Heim. 70 Jahre nach dem
[MEHR] Anschluss Österreichs an Na zi Deutschland und der folgenden Ermordung und Beraubung tausender Juden wurde im Wiener Prater der – noch nicht ganz fertig gestellt – Neubau eingeweiht. Ursprünglich war die „ Kraft“, wie die Ha koah auf Deutsch heißt, im Prater zu Hause, von dort wurde sie 1938 vertrieben, „arisiert“ wie es die Nazis nannten, eine Rückkehr dorthin war lange nicht möglich, erst 2008 ist es soweit: Der Verein residiert wieder im Prater. Wirklich fertig wird der Neubau allerdings erst im kommenden Mai. Offizielle Worte gab es dem Anlass entsprechend am Dienstagabend – von Bundeskanzler abwärts – viele. Positives Selbstbewusstsein versprühte Hakoah Präsident Paul Haber: „ Heute können wir feststellen, dass das Dritte Reich in den Staub gefallen ist und die NSIdeologie geächtet ist. Und die Hakoah lebt.“ Offiziell heißt der Ort „ SC Hakoah Karl Haber Sport und Freizeitzentrum“ nach dem Vater des Sport Mediziners und Ex Schwimmers, der sich ab 1946 um die Neugründung des einst größten Allround Sportvereins der Welt bemühte. Rund 7,2 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, der ungefähr ein Drittel der einstigen Fläche einnimmt. Diese Summe hat der Verein aufgrund des Washingtoner Abkommens zur Entschädig ung für den Vermögensraub der Nazis erhalten. Das Grundstück übernahm die Israelitische Kultusgemeinde von der Stadt, es ist an die Hakoah verpachtet. Kernstück ist die neue Sporthalle mit einer Zuschauertribüne für 300 Besucher. Im Klubgebäude gibt es Fitnessgeräte, ein koscheres Restaurant, einen Wellness Bereich, Garderoben und Kinderbetreuungseinrichtungen. Auch nicht jüdische Sportler seien willkommen, sagt Geschäftsführer Ronald Gelbard: „ Wir sind ein jüdischer Verein, aber man kann unsere Einrichtungen konfessionsübergreifend benutzen.“ 300 Mitglieder gibt es bereits. Ab 2009 soll es im Sportzentrum ein eigenes Hakoah Museum geben, das die Geschichte des Traditionsvereins doku mentiert. Aus Kostengründen nicht realisiert wurde vorerst die unterirdisch geplante Schwimmhalle. Dafür fehlte das Geld, auch eine Spendenaktion mit Markus Rogan als Zugpferd half nichts. Dabei waren es vor allem die Schwimmer gewesen, die die Hakoah berühmt gemacht hatten. Bei den Schwimm Europa Meisterschaften 1928 platzierten sich Hedi Bienenfeld Wertheimer und Fritzi Löwy unter den ersten drei. Wo Friedrich Torberg schwamm Und dann waren da noch die erfolgreichen Wasserballspieler, unter denen auch ein gewisser Friedrich Torberg war. Der Ringer Niki Hirschl erkämpfte 1932 zwei Olympiamedaillen. An guten Tagen fü llte die Hakoah die Sportseiten der österreichischen Tageszeitungen und die Zuschauerränge am alten Platz, bis zu 25.000 kamen. Der Sportclub war der Vere in für jüdische Sportler, denen in anderen Vereinen die Mitgliedschaft verwehrt wurde. Schon 1938 war der Platz im Prater dem Verein weggenommen worden. 1941 wurde der Name Hakoah in Wien ausradie rt. Doch die „ Kraft“ ließ sich nicht brechen: Unmittelbar nach dem Krieg erfolgte die Neugründung. An die Glanzjahre der Zwischenkriegszeit konnte das Vereinsleben nicht wieder anschließen, lebten nach dem NSTerro r doch nur mehr 6000 Juden in Wien. 2002 wurde schließlich auf Grund des „ Washingtoner Abkommens“ die Restitution des Platzes beschlossen, na chdem es lange teils schäbige Debatten über Alternativstandorte gegeben hatte. 2006 fand der Spatenstich statt. Das Sportareal ist Teil des „ Campus“ der Israelitischen Kultusgemeinde, der auch ein Senioren und Pflegeheim und ein Schulzentrum umfasst. ZUR SACHE Die Wiener Hakoah (hebr., Kraft) wurde 1909 gegründet und zählte lange zu den traditionsreichsten und erfolgreichsten Sportv ereinen Österreichs. 1938 wurde Hakoah von den Nazis zerschlagen. (' Die Presse', Print Ausgabe, 12.03.2008)