Prater Wien Anita Staudacher Arbeitsmarkt: Wer schon da istundwernoch kommt Beschäftigteausdenosteuropäischen EULändern Im Vergleich: Beschäftigteaus Deutschland78.664 Monatseinkommen in denosteuropäischen EULändern Durchschnittseinkommen der EU8 Länder*1218 KURIER Grafik Chrtsta Bre.rieder; Qufete K. APAAVIIW* für die EULänder Zypern und Matta wurde der Arbeitunarict bereits seit 2004 freigegeben In Österreich unselb
[MEHR]stständig Erwerbstätige, Jahresschnitt 2010 Veränderunggegenüber 2009 Brutto Durchschnittseinkommen 2010, Veränderunggemessen an der Kaufkraftgegenüber 2009 Ungarn25.884+11,3% Ungarn+13,1%1165 Polen17.097+5,4% Polen+21,4%1284 Slowakei+9,1% Slowakei+33,7%10.2301134 Tschechien+1,3% Tschechien+26,4%86751356 Slowenien6054+6,2% Slowenien+12,2%1777 Litauen224+14,9% Litauen+32,5%953 Lettland178+33,8% Lettland+39,4%949 Estland+3,0% Estland+30,5%1124 Beschäftigte EU8gesamt*68.410 Im Vergleich: Österreich2737 Prater Wien Anita Staudacher OstÖffnung Am 1. Mai fallen alle Hürden für. Arbeitskräfteaus Osteuropa.70.000 kamen bereits, weitere25.000 werden erwartet. VON ANITA STAUDAOIERSjesind längst da: Der Koch aus Ungarn, der Kellner aus der Slowakei, der Fleischeraus Slowenien,die Pflegerinaus Tschechien oder der Spargelstecheraus Polen. Knapp70.000 Menschen aus denacht neuen EULändern haben ihren Arbeitsplatzganzoffiziell längst in Österreich. Sie mussten nicht erst aufdas Ende der siebenjährigenübergangsfristwarten, derheimische Arbeitsmarkt istbereits seit drei Jahren ziemlich löchrig. Durch die Teilöffnung für 60 Berufsgruppenmit Fachkräftemangel, Grenzgänger Abkommensowie Saison Kontingentenwurden laut AMSChef Johannes Kopf schon fast zwei Drittel des heimischen Arbeitsmarktes de facto aufgemacht. Aber geregelt. Davonprofitiert haben vor allem Betriebe in den Grenzregionen, insbesondere die Branchen Tourismus, Baugewerbe und Landwirtschaft. Sostammt etwa jeder zehnte Ar eitnehmer im Burgen.iaitaus Ungarn. Faddcräfte Mythos Eine Linderung desvon der Wirtschaft beklagten Fachkräftemangels durch Ost Arbeitskräfte blieb bisher freilichaus. Geradeeinmal 17.000 Ungarn, Tschechen und Slowaken ließen sich durch die Fachkräfte Verordnunganwerben. Der Großteil davonsind Köche und Maurer, dieals Tagespendler über die Grenze kommen. Es wärevielleicht besser gewesen,selektiv alle gut Qualifizierten noch mehr anzulockenund schlecht Qualifiziertefernzuhalten',resümiert WIFOChef Karl Aiginger diebisherigeÖffnungspolitik. Das Ausbleiben der erhofften Fachkräfte mag auch damit zusammenhängen,dass Spezialisten vor allemaus Polen oder den baltischen Staatenliebernach Deutschland oder Großbritannien wollen. Dafür kommen nachÖsterreich überdurchschnittlich viele Deutsche. Der Zuzug istmit78.664 Beschäftigten sogargrößer als aus allen neuen EULändernzusammen(siehe Grafik) und längst nichtmehr nur auf den Tourismusbeschränkt. Billig Kräfte Durch die vollständige Liberalisierung des Arbeitsmarktesam 1. Mairechnen Experten mit 20.000bis 25.000 zusätzlichen Arbeitskräftenvorallem im Niedriglohnsektor wie Baugewerbeund Tourismus. Personal, das von heimischen Hoteliers schon dringend erwartet wird. Die Österreichische Hoteliervereinigung (Ö HV) startete bereits eigene Anwerbeaktionen in Tschechien, Slowakeiund Ungarn. Gesucht wird Küchenpersongebenso wie Zimmermädchen oder Hoteldiener: ,, Wir heißenunsere Nachbarn willkommen! Lieber heute als morgen undohne Formulare und Amtswege', lockt eine Broschüre. Ein Argument ist auch dasnoch immer höhere Lohnniveau als bei den Nachbarn. In der Baubranche wirdweniger ein starker Zuzug an Arbeitskräftenbefürchtet,alsdie Billig Konkurrenzdurch ausländische Anbieter. Die Gewerkschaft hofftdaher auf eine konsequente Umsetzung des Gesetzes gegen Lohn und Sozialdumping. Damit soll garantiertwerden, dass ausländische Arbeitskräftenichtunterhalb des jeweils gültigen Branchen Kollektivvertragsbeschäftigt werden. Dies giltauch für die Leiharbeit. Prater Wien Anita Staudacher Sztaba idzistaw(re.) ist die rechte Hand von Spargelbauer Malafa ( N.). Bereits seit27 Jahren hilft der Pole bei der Erntein Goldgeben Niederösterreich Einheimische rnachen's nicht' Seit1 eit 27 Jahren packt der Pole Sztaba Idzistaw L.zur Frühlingszeit seine Sachen und fährt nach Österreich. Zwei Monateverbringterhier. Doch Urlaubist anders. Der ehemalige Selbstständige undnunmehrige Pensionist kommtzur Spargelernte. Er ist mein bester Mann',sagt Spargelbauer Gerhard Malafaaus Goldgeben, Bezirk Korneuburg. Denn Idzistawkennt nichtnurjeden Handgriff,erheuertauch viele der anderen Arbeiteran. Mitihm kommenin erster Linie Frühpensionisten und auch Studenten. Die haben Zeit.' Malafa: Wir haben biszu60 Saisonkräfte.' Zwei Monate, das ist eine lange Zeit. Und das istauch für die Familie nichteinfach', schildert Idzistaw. Dennoch kommt er Jahr für Jahr, verdient hiersein Geld. Obwohl der Unterschied nicht mehrsogroß ist wie früher', sagter. Es ist eine schwere Arbeit. Einheimische wollendie nicht machen', weiß Malafa. Sogar das AMS habe schon aufgehört, Leutezuschicken. Das ist sinnlos', weiß Malafaaus Erfahrung. Die ArbeitsmarktÖffnung bringt für ihneinige Veränderungen. Wirhatten auch viele kroatische Helfer. Doch die bekommen wir kaum noch. Wir müssenuns auf die Polen konzentrieren.' Einen Unterschied merkt Malafaauch bei den Kosten. Die Leute sind jetzt vollangemeldet. Pro Kopf und Monat kostet michdas200 Euromehr.' Pflege Auch inanderen Bereichensind Arbeiterausdem Auslandlängst eingetroffen. Etwa inder Pflege. Wir haben jetztschon Kolleginnenaus Tschechien undvonden Philippinen', erklärt Elisabeth Polt, Leiterinder Volkshilfe Bezirk Krems Land. Das ist kein Problem.' Und Arbeit gibtes indiesem Bereich ohnehingenug. Dassiehtauch Ewald Sacher, Präsidentder nö. Volkshilfeso. DieÖffnung wird keine Auswirkung haben. Denn Pflegefachkräfte, diezu unskommenwollten,sindlängst da.' Und speziell inder Pflege herrsche Fachpersonal Mangel. Entsprechendausgebildete Leute sind beiunswillkommen.' Nur eines ist Sacherwichtig: Dasskeine Schwarzarbeitbetriebenwird.' Michaela Reibenwein Steiermark Woher Fleischer nehmen?'ejammer über Ver!wclrängungösterrei J chischer Arbeitskräfte durch die Marktöffnungkann Alois Strohmeiernicht vertragen. Der Geschäftsführer der Steirerfieisch', 15 Kilometervon Slowenien entfernt, hat seit Jahren Mühe, Fach und Hilfskräfte für die Fleischverarbeitung nach Wolfsberg im Schwarzautalzulocken. Dieösterreichische Bundesregierung hat lange genug alles unternommen, dasssichheimische Arbeitskräftezunehmendvon der Leistungsgesellschaftverabschieden und notfalls lieber stempeln gehen, stattsich eine 40 Stunden Woche anzutun.'400 Mitarbeiter führt der Lebensmittelkonzernmiteinem Jahresumsatzvon110 Millionen Euro. Schonjetzt arbeiten beiuns zu 50 Prozent Leuteaus Slowenienund Ungarn.' Viele Mitarbeiter fahrennur an Wochenenden heim, logierenin Betriebswohnungenund Pensionen. Der Knochenjob in stark gekühlten Hallen wird bei Steirerfleisch jetzt schon nachdem Mindestkollektiventlohnt. Vor allem Ungarnhat viele Facharbeiter indiesem Bereich. Bauernsöhne haben den Berufnebenbeierlernt,spätermussten Landwirtschaftenaber aufgegeben werden.' Nach dem 1. Mai werdees für den Betrieb unbürokratischer, weil Ansuchenum Freizügigkeitsbescheinigungen entfallen. Gegenüber Deutschland aberhaben wir einen riesigen Wettbewerbsnachteil. Zu Tausenden sind Bulgarenund Rumäneninder Fleischverarbeitung beschäftigt. Die durchschnittliche Lohnbelastungpro Stunde beträgt dortnuracht bis zehn Euro, beiunssindes25 bis 28 Euro.' Steirerfleisch plant, den Betriebzu erweitern. Wirwürden sofort österreichische Fleischer einstellen. Aber woher nehmen?' Manbilde jetzt verstärkt Lehrlingeaus, um qualifiziertes Personalzubekommen. Und werbe in Ungarnsowie Slowenienum Interessenten. Die Arbeitslosenrate im Bezirk Leibnitz betrugzuletzt knapp zehn Prozent.2806 Menschenwaren im März 2011alsarbeitsuchend gemeldet. Ulrike Jantschner Steirerfleisch: Schon jetzt 50 Prozent ausländische Arbeiter Das Schweizerhaus im Prater ist bekannt für seine Stelzen. Ein Drittel der Küchenmannschaft kommt aus Tschechien und der Slowakei Prater Wien Anita Staudacher "quot;gt; Wien Wir unterscheiden nicht bei der Bezahlung' Iie Kellner haben esnatürlich immer eilig. Die Schweinsstelzenfrisch vom Grill werdenflott serviert. Dazu gibt es Bier vom Fass. Das Schweizerhaus im Wiener Praterist wohl der bekannteste Gastgarten in der Bundeshauptstadt. Pavel Paourekistder Mann am Grill. Seit zwölf Jahren arbeitet der Tscheche als Koch im Schweizerhaus. Er ist dort kein Einzelfall. Etwa ein Drittel der Küchenbrigade kommt aus Tschechien oder aus der Slowakei. Dashatim Schweizerhaus Tradition. Schließlichstehenaufder Speisekarte auch eineoriginal Prager Kuttelflecksuppe Dr§tkovä' sowie Budweiser Bierfleisch und Znaimer Rindsgulasch. Dieklassische Wiener Küche istjahistorisch geseheneineböhmische Küche. Die wesentliche Motivation für Paourek nach Österreich zu kommen ist jedoch nicht die kulinarische Nähe, sondern nach wie vor»die bessere Bezahlung'. Vom 15. März bis zum 21. Oktober dauert die Saisonim Schweizerhaus. Den Rest des Jahresverbringtder Koch in seiner Heimat. Er glaubt nicht,dasssichnachdem 1. Mai etwas Wesentliches ändern wird. Bis auf eine Ausnahme: Eswirdleichterfür mich.' Schließlich benötigt Paourek dann keine Arbeitsgenehmigung mehr. Mit derÖffnung des Arbeitsmarktesfälltauch Bürokratieweg. Die Angst vor Lohndumping durch neue Billig Konkurrenzausdem Osten istim Schweizerhaus unbe"quot;gt; Nachgefragt Sieben JahreÜbergangsfristwarwichtig' Der KURIERsprachmit Ö GBChef Erich Foglar über...die Erwartungender Gewerkschaft Wir rechnennicht mit einem großen Zuzug,sondernvorallem mit Tagespendlernausden Nachbarregionenin Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Ich sehe aber die Gefahr, dass heimische Firmen Niederlassungen jenseits der Grenze gründen, Mitarbeiter, auch Österreicher, dort anstellen und inÖsterreich arbeiten lassen. Sie zahlen dann jedenfallsniedrigere Sozialversicherungsbeiträge.dasunterschiedliche Lohnniveau Es war wichtig, dass wir die vollen sieben Jahre Übergangsfrist ausgeschöpfthaben. Dadurch sind die Lohnunterschiede schon sehrgeschrumpft. Wirwissen, dass bei Einkommensunterschiedenvon MBPräsidentwenigerals30 Erich Foglar Prozent der Migrationsgrund massiv abnimmt.die Umsetzung des And Lohndumping Gesetzes Ein Gesetzalleinlöstnoch kein Problem, wichtig werden hier natürlichdie Kontrollenunddie Kooperation der Behördensein. Entscheidendwirdauch sein, ob die Strafenkannt. Wir unterscheidenbei der Bezahlung nichtnach der Herkunft oderdem Geschlecht', erläutert Restaurantleiter Herbert Stiegler die Regeln des Hauses.» Entscheidend ist, siemüssen gut kochen könnenund Deutschverstehen.' Da die Mitarbeiterausder Tschechischen Republik und der Slowakeigenau soviel verdienen wieihre Kollegen und Kolleginnen ausÖsterreich, ist die Fluktuationnurgering. Dafür sorgt auch eine Einstellungsgarantie des Schweizerhauses, die bereits im Herbst für die nächste Saisonvergeben wird. 2012wird daher wohl die selbe Küchenmannschaftwiebisher schneiden, bratenund brutzeln. Andreas Anzenbergerim Ausland auchsanktioniertwerden. Wenn einegrenzüberschreitende Verfolgung aber bei Strafmandatenim Verkehr möglich ist, sollte diesauch beim Sozialbetrug möglichsein.die Hoffnung, dass die Schwarzarbeit zurückgeht Das mag zwar bei Hilfskräften da und dort der Fallsein, aber ich gehe nicht davon aus,dass viele Illegalejetzt legalisiert werden. Jeder Betrieb, der Schwarzarbeiter beschäftigt,ist ein Sozialbetrüger undmussbestraft werden. Prater Wien Anita Staudacher Burgenland' Qualitätkommtvor Nationalität'; Miristdasegal,schon heute arbeiten genug Ausländeram Bau. Ich fürchtenicht um meinen Job', sagtein burgenländischer Bauarbeiter auf einer Oberwarter Baustelle. Gute Arbeiterseien längst hier, denn gute Leute kann man immerbrauchen'. Diese Meinungvertritt auch Bauunternehmer Hans Christian Tripamer ausdem benachbarten Pinkafeld, der derzeitnurÖsterreicher beschäftigt. Bei ihm komme Qualitätvor Nationalität'. Erglaubt nichtaneinen Preisverfall nach dem 1. Maioder daran, dass viele Firmen aus Ungarnauf denösterreichischen Marktdrängen. Wenn dieausländischen Firmen die österreichischen Mindestlöhne einhalten müssen,sehe ich kein Problem',sagt Tripamer. Roman Eder ist Transportunternehmer in Burgauberg, Bezirk Güssing. Neue Konkurrenz nachdem 1. Mai scheuternicht,da immer noch Qualitätzähle underungarische Firmen als wirtschaftlichzuschwach einschätzt. Beim Arbeitsmarktservice vor Ort kann man die Situation noch überhauptnicht' einschätzen. Ob ein Massenansturm komme,werde sich zeigen. Roland Pittner Diegute Nachrichtäs haben die Straches in unserem Land nichtalles heraufbeschworen? Horden von Billigarbeitskräften würdenunseren Arbeitsmarkt überschwemmen. Die Realität schaut wie so oft anders aus,aber Populismus nährt sich bekanntlich nicht von Fakten. Billige Angstmache geht einfach besser. Sogar die lange Zeit überaus skeptische Arbeiterkammerberuhigt mittlerweile und sagt, dass die anlässlichder Öffnung des Arbeitsmarktes am 1. Mai erwarteten20.000 bis 25.000 zusätzlichen Arbeitskräfte aus Osteuroparelativ locker verkraftbar sind. Kein Wunder: Österreich hat auch in der Krise einevergleichsweise erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik betrieben, die Arbeitslosenrate zählt schon traditionell zuden niedrigsten in der gesamten EU. Bei deutlich mehrals drei Millionen Beschäftigten sind 20.000 zusätzliche Arbeitskräfte wirklich kein unlösbares Problem. Neue Konkurrenz erwächst freilich für schlecht qualifizierte Österreicher und Ausländer, die bereits hiersind. Das Thema wird also eher eines der Höherqualifizierungund hier ist wieder die Arbeitsmarktpolitikgefordert. Genauso muss für ausreichende Kontrollengesorgt werden, damitdasneue Gesetz gegen Lohnund Sozialdumping kein zahnloser Tiger bleibt undder Pfusch nicht überhandnimmt. Faktum ist aber auch hier: Die oftmals als Nachbarschaftshilfe verniedlichte Schwarzarbeit wird meistvonÖsterreichern selbst erledigt.michae Lbadmereurier At Der befürchtete Ansturmvon Billigarbeitskräftenausdem Osten bleibtaus. VON MICHAEL BACHNER