MEIN MONTAGVON ERICHejitift., Ath= Lassen Sie mich durch,ich bin Arzt! Werin einer Diskussion auf seine Qualifikationals Fundament seiner Argumentationangewiesen ist, ist in einer bemitleidenswerten Position. Nehmen wir als Beispiel jenen Gast eines Bewirtungsbetriebes in Ottakring, der spätnachts mitdem Kellner in einen Streitumdie Abrechnung verfiel. Nachdemermehrmals gebetsmühlenartig wiederholthatte, dasser nie im Leben die
[MEHR]auf der Rechnung stehenden drei Gläser Spritzwein konsumiert hak, der Servierkörper jedoch darauf beharrte,setzte er zueinem vermeintlichen argumentativen Befreiungsschlagan: Ich bin Jurist!' Nun ist diese Ausbildungmit Sicherheit sehr hilfreich,tunals Anwalt, Richteroder Notar sein Geldzuverdienen. Doch im Disputumdie Zahlung einer möglicherweise nicht in Anspruchgenommenen Konsumation ist der Rückzugauf denmag.jur. eher peinlich.Ähnlich deplatziertwäre es, würde sich jemandander Schlangevordem Freibad vorbeidrängen undlauthals rufen: Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!' Genauso müssteman sich an den Kopf greifen, würdejemand im Prater beim Einsteigen in ein Fahrgeschäftlässig mit seinem Pilotenschein winken. Und selbst,wenn man sich über einen Verkäufer ärgern muss, derdurch Inkompetenz oder Desinteresse glänzt, solltemansich mit Aussagen wie Ich bin selbst im Verkauftätig' zurückhalten,um sein Missfallen darüber kundzutun. Denn alles in allem ändert man mit der Nennung von Berufsstand oder Ausbildung rein gar nichts. Wobei, besagter Juristmusste letztendlich die dreifraglichen Getränke tatsächlich nicht bezahlen. Obsich diese Reduktion des ursprünglichen Rechnungsbetrags allerdings auf seine rechtliche Kompetenzzurückführen ließ? Denn irgendwann lässtmansolche Gäste einfach ziehen,um seine Ruhe zu haben. Ichmussdas wissen, ichwarselbst mal Kellner.1121 EMalls an:erich.kocina@diepresse.com