Erlebnisse PORTRÄ T. Christoph Rahofer lässt die Mona Lisa fälschen, baute eine Schauzur Kultserie CSI'und holte den Goldschatz der Inka nach Wien. Mit seinen Ausstellungen zieht derÖsterreicher in derganzen Welt ein Millionenpublikuman. Von Vanessa Voss Esist ein vergessener Ort, an dem Christoph Rahofer seine Fälschungen aufbewahrt. An der Ausfallstraße gegenüberdem Wiener Prater saß bisvor wenigen Jahren die Gebäu
[MEHR]detechnik von Siemens. Seitdem stehen die Büros leer, wurden dem Verfall überlassen. In die angeschlossenen Lagerhallen hat sich Rahofer eingemietet. Die Tür lässt sichnurschwer öffnen,esgehtvorbeian ausrangierten Möbeln, Farbkübeln und Stellwänden in einenriesigen, mit weißen Vorhängen abgetrennten Raum. Und dort hängen sie,die drei gefälschten Mona Lisas, auf die Rahofersostolz ist.» Schauen Sienur, wie gutsie gelungen sind, kaum zu unterscheidenvomberühmten Originalvon Leonardo da Vinci', schwärmt er. Die triste Lagerhalle, drei gefälschte Mona Lisas und ein Mann,der eine ungewöhnliche Idee verfolgt: Rahofer will die berühmtesten Gemälde der Welt in einer Ausstellung der 100 Meisterwerke'vereinen. Da die Originale aber verstreut in aller Welt in den Museenhängen, weichterauf Reproduktionenaus und siehtgenaudarinden besonderen Reiz seiner Idee. Istesnicht faszinierend, das Thema von Original und Fälschung in einer Präsentation von lauter Fälschungen aufzuarbeiten?' Barbies, Goldschätze und USErmittler. Christoph Rahofer, Mitte vierzig, Geschäftsmann und vierfacher Familienvater, hat einen ungewöhnlichen Job. Mit seinem Wiener Unternehmen EMS Gmb Hentwickelt, baut und vermarkteter Ausstellungen, die zwischen Kunst und Kommerz angesiedelt sind. Begonnen haterdamitvoracht Jahren. Zu Barbies 45. Geburtstag organisierte er eine Schauim Wiener Schottenstift mit seltenen, anzüglichen und originellen Modellen der ewigen Blondine. Der Volluopernstar Dagmar Koller gehörte damals ebensozuden Gästen der illustren Eröffnungs Rahofer im 0 Ton"quot;gt; Wie er an den Job kam: Reiner Zufall. Ich lernte Leutekennen, die ein Barbie Musical machen wollten. Das brachtemich auf die Idee, eine Ausstellung zu ihrem 45. Geburtstagzu konzipieren.'"quot;gt; Was ihn antreibt: Erlebbare Formate zu entwickeln, mitdenen ich die Besucher faszinieren und natürlich auch Geldverdienen kann.'"quot;gt; Wie sieht sein Arbeitspensum aus: Ich habe mir vorgenommen, zwei neue Konzepte pro Jahr zu realisieren. Das istganz schön anspruchsvoll, wenn man sich privat finanziert.'"quot;gt; Was ihn am meisten ärgert: Wenn Banker mein Metiernicht verstehen und mich zwischen Bowlingbahnen und Rotlichtmilieu einordnen.'"quot;gt; Was sein größter Flop war: Eindeutig die Ausstellung, Winterwelten'. Schon den Titel haben die Leute nicht verstanden, dabei hatten wir sogar die Ski, mit denen Franz Klammer den Olympiasieg einfuhr.'feier wie Life Ball Organisator Gery Keszler. Auch kommerziellwurde die Barbie Story' ein Erfolg. Rahofer, der auch im Musik Business und als Event Managerkürzlich etwa bei einer Veranstaltung von Frauenministerin Gabriele Heinisch Hosektätigist, entschied sich, professionell in das Ausstellungsgeschäft einzusteigen. Mittlerweile vermarktet er mehr als ein Dutzend Formate, die als mobile Museen um die ganze Welt touren. Ein Mann,dessen ungewöhnliche Ideen ein Millionenpublikum faszinieren,der außerhalb der Branche aber kaum bekannt ist. Kommerz mit Kunst. Wien ist unser Testmarkt', erzählt Rahofer, während er an seinem kleinen Braunen nippt, der ihm ungefragt gebracht wurde. Beim Italiener Luigi% ister Stammgast, seit erden Goldschatz der Inka in den benachbarten Räumlichkeiten des Novomatic Forums ausstellt. » Ich schaue regelmäßig vorbei, um zusehen, wie die Ausstellung ankommt undwas esnochzuverbesserngibt', erzählter. Das Goldmuseum in Peru hat ihm die seltenen Funde überlassen, die er hier wie in einer Schatzkammer präsentiert. Die Atmosphäre ist dunkel, nahezu mystisch, im Hintergrundspielt peruanische Hochlandmusik. In mehreren Glasvitrinen funkeln eine prunkvolle Totenmaske, Schmuckstücke und Zierratausder einst in den Anden beheimateten Kultur. Ich halte die Ausstellung für gelungen', meint Peter Vogel, Inhaber einer Event Agenturin Linz, nach seinem Besuch von 1000 Jahre Inkagold'. So liebevoll die Exponate auch präsentiert sein mögen, sielockten bisher nicht ganz die 40.000 erwarteten Besucher an. Rahofer wirkt dennoch zufrieden,wenn er überdie Zahlen spricht. Denn zum einen erzielt er mit durchschnittlich 11,70 Euro einendeutlich höheren Ticketpreis als bei anderen Ausstellungen. Zumanderen sprudeln die Einnahmenausdem Verkauf der in Peruhandgefertigten Accessoires. Worüber einige Museumsdirektorenauch die Nase rümpfen: Die Exponate dienennurdazu, die Leute in den Museumsshop zu lotsen.' Rahofer ist ein kreativer Kopf. Er setzt peruanisches Gold in Szene, kreiert faszinierende Barbie Welten und lässt die berühmtesten Meisterwerke fälschen. Ich entwiclde erlebbare Formate, die die Besucher für eine knappe Stunde faszinieren sollen',erklärter seinen Ansatz. Obessich dabeium Kunst oder reine Unterhaltung handelt, ist für ihn zweitrangig. Er verwirklicht Ideen, die ihm selber gefallen undvon denen er meint, sieerfolgreich am Markt platzieren zu können. Mein Auftrag istes, mitden Ausstellungen Geldzu verdienen,auchum meinerelativ große Familie zu ernähren', sagter,der mit Frau und vier Kindern in Niederösterreich wohnt. Auf seiner Referenzliste finden sich daheranspruchsvolle Präsentationen wie die nachgebauten Erfindungendes Universalgenies Leonardo da Vinci neben Familienspek"quot;gt; takeln mit lebensgroßen Dinosauriermodellen. Er konkurriert mit Museen, aber auch mit Vergnügungsparks, Shoppingcentern und Kinos. Es gehtunsallenumden Entertainment Dollar', sagter. Neue Ausstellungskonzepte könneer ausdem Cash Flow finanzieren. Die Banken, meint Rahofer, verstehen sein Geschäftsmodell ohnehin nicht: Sie werfenuns in einen Topf mit dem Rotlichtmilieu.' Im Sündenbabel. Las Vegas, Sunset Boulevard. Hier liegt das legendäre MGM Grand Hotel,woder Magier David Copperfield regelmäßig mit seinen weißen Löwen auftritt, aber auch Starswie Elton John und Madonna Konzerte geben. Ein Casino locktmit Spieltischen und Automaten. Restaurants und Selbstbedienungsthekenbuhlenumdie Touristen. Es ist ein Vergnügungstempel der Superlative, in dem sich Rahofervor zwei Jahren einquartiert hat. Erzeigt hier die interaktive Kriminaltechnikausstellungzur Kultserie CSI', für die seine 30 Mann Firma EMS die weltweiten Vermarktungsrechte des USMedienkonzerns CBS besitzt. Als ich nach Las Vegas kam, war ich einfachnurgeschockt, wie groß alles ist', Mobile Museen Wien, Jakarta, Washingtonmit 15 Ausstellungentourt Christoph Rahoferum die ganze Welt. Der Vermarkter: Zum einen vermarktet der Chef des Wiener Unternehmens EMS Ausstellungen im Auftragvon Museen und internationalen Anbietern. Ein Beispiel hierfür ist die Präsentationwo° Jahre Inkagold', die noch bis Ende April im Novomatic Forum in Wien stattfindet. Rund90 Exponate sind dort zu sehen, von einer eindrucksvollen Totenmaske über Schmuck bis hinzu Zierrat. Die leihgabengehören dem Goldmuseum im peruanischen Lima. Im Anschlussandie hiesige Präsentation will EMS sie in weitere Länder schicken. Der Handwerker: Zum anderen hat EMS auch eigene Produkte im Angebot. Hierzu gehört etwa die Ausstellung Leonardo da Vinci Mensch, Erfinder, Genie'. Sie zeigt die beeindruckenden Erfindungendes Universalgenies, die in den Werkstätten des Wiener Unternehmens nachgebaut wurden. Einige tausend Besucher zog die Schaubei der Premiere vor einigen Jahren in Wienan. Danach ging es weiter in die USA, wo die Resonanz mit rund350.000 Besuchern fulminant war. Der Weltenbummler: Wien ist für viele Ausstellungen der Testmarkt. Danach gehen sie auf Tourin andere europäische Länder,nach Amerika und Asien. Damit ein Konzept, das hier funktioniert,auch anderswo ankommt, muss die Ausstellung modifiziert werden. Zum einen ist die Sprache anzupassen,zum anderen sind kulturelle Unterschiede zu beachten. Die Ausstellung CSI: The Experience' wirdderzeit an zwei Orten gezeigt, in Las Vegas und Jakarta. Da das Konzept so gut ankommt, überlegt EMS, sie auch nach New York und Miami zu exportieren.sagt Philip Zoch, der bei EMS die Ausstellungen designt. Der gelernte Zimmermann und Juwelier verbrachte schließlich mehrere Monatevor Ort, umdie Ausstellung, die auf einem Konzept mehrerer renommierter USEinrichtungen beruht, mit lokalen Partnern zu bauen. Es entstand eine interaktive Schau, die ganz neue Ansprücheandie Besucher stellt. Sie können während des einstündigen Rundgangs in die Rolle des Hauptdarstellers Gil Grissomschlüpfen und mithilfe des über Video eingespielten CSI' Teamseinen Mord lösen. Das Mit mach Erlebnis* kommt in Las Vegasausgezeichnetan. In Wien,wo Ende 2008 die Europa Premierestattfand,warendie Reaktionen verhaltener, erinnert sich Stefan Windhager, Chefvon Calafatti Marketing, dem Betreiber desneuen Prater Eingangsbereichs. Die Wiener waren noch nicht bereitfürsoviel I nteraktivität.' New York, New York. CSI: The Experience' ist Rahofers erfolgreichstes Produkt. Neben der Dauerausstellung in Las Vegasvermarkteter vier Wanderausstellungen, die um die ganze Welt touren. Das ist ein unheimlich profitables Ding',sagt er. Kein Wunder also, dass sich auch seine neueste Ideeumden Verkaufsschlagerdreht. Davon erzählter wenige Stunden nach seiner Ankunftausden USA. New York, 44. Straße, Ecke Times Squarehier liegt das Discovery Center,wogerade eine Harry Potter' Schauzusehenist. Wäre das nicht ein idealer Ort für , CSI?', fragtereuphorisch. Mit privaten Investoren haterbereits gesprochen, aber noch istder Deal nicht fixiert. Aber ein Egotripam Times Square', so sein Eindruck der Verhandlungen, erscheint einigen nicht unattraktiv.' Und sieht sich selbst schon als denerstenÖsterreicher, der eine Ausstellung in dieser exponierten Lage betreibt.