Langos, Grusel, Nervenkitzel Ein Besuch im Wiener Wurstelprater ist wie ein Ausflug in eine andere Wett. Und lässt nach wie vor keinenkalt. Was Wiens Praterunternehmer alles tun, um ihr Universum für groß und klein attraktiv zu erhalten. Prater Fakten Was man heute gemeinhinals Prater oder Wurstetpraterbezeichnet, ist nur ein sehrkleiner Teil des eigentlichen Wiener Praters, einer etwa6 km2 großen Au und Parklandschaft in der
[MEHR] Leopoldstadt. Der Vergnügungspark amwestlichen Ende des Pratersentstand ab 1766, als derspätere Kaiser Joseph II dasfrüher umzäunte Jagdrevierfür die Bevölkerung öffnete. Knapp 90 Unternehmersind im Prater ansässig undbetreiben über 160 Attraktionen. Vier Fünftel der Praterunternehmer sind Mitglieddes Wiener Praterverbandes. Während der Saison arbeiten1500 Menschen im Prater. Jährlich besuchen zweieinhalb Millionen Menschenden Wurstelprater, davon ein Drittel Touristen. Bekanntestes Prater Wahrzeichen ist das 1897 erbaute Riesenrad. Die Litiputbahn fährt seit1928 'ihren Rundkurs durch den Prater.1933 wurde im Prater diewettweiterste Geisterbahnin Betrieb genommen. Undseit April 2010 steht vor dem Schweizerhaus das höchste Kettenkarussell der Weltimposante 117 Meter hoch. Apropos Schweizerhaus: Der Überlieferung nach solles bereits vor1766 an dieser Stelleein Gasthaus gegeben haben. Heute ist es diekutinarische Prater Bastionschlechthin. Schweizerhaus Stelzen und Bier haben nichtnurbei den Wienern Kultstatus. Von Erika Spitaler Ein Tag im Prater Anfang März. Beschaulich liegt der Vergnügungsparkda,nureinzelne Spaziergängerschlenderndurch das Areal. Zwei Arbeiterschrauben an Koidls Blumenrad', ein anderer trägt eine Leiter über den Calafatti Platz. Die schrillen Pratergeräuschefehlen ebenso wie der charaktehstische Langosduft. Offizieller Saisonauftakt im Prater ist am 15. März. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt,dass der Vergnügungspark auchin den kalten Monaten nicht im Winterschlaf Liegt. Wir sindimmer da', sagt etwa Johann Datlinger, Chef zweier Praterunternehmenmitmehreren Schausteltergeschäften, Imbissständen und einer Minigolfanlage. Im Winter sei mit Verwaltungs und Instandhaltungsarbeiten fast mehr zu tun als inder schönen Jahreszeit, sagt Dattinger, der selbst auch im Prater wohnt. Und wenn im Jänner ein sonniger Tag ist und Leute unterwegs sind,dannsperren wir auchauf.' Kurioses Spektakel Egal, was man vom Konzept desfranzösischen Themenpark Experten Mongon oder dem neuen Entree beim Pratersternhältgeschadet haben die Diskussionen dem Prater letztlichnicht. Es kommen heute wieder mehr Touristen und Familien', sagt Dallinger. Das Publikum im Prater isthervorragend', sagt auch Sammy Konkolits. Seit zwei Jahren betreibt der Künstler gemeinsam mit Lebensgefährtin Gabriele Lindengrünsie entstammt einerder eingesessenen Schaustetterfamilienim Praterden Toboggan. Jahrelang war die 1947 erbaute, 25 Meter hohe Holzkonstruktionmit der 100 Meter langen Rutscheaus Sicherheitsgründengesperrt. Konkolits und Lindengrün gelangunterstütztdurch Sponsorendie teure Renovierung, 2009 wurde der Toboggan wiedereröffnet. Es hatsich ausgezahlt, sagt Konkolits,der seit jeher ein Faible fürden Wurstetprater hat: Zuviel Besucher können es nie sein. Der Spaßfaktor passt für michin jedem Fall.' Er ist auch sicher, dass der Prater noch mehr1 hab'sgernlustig, und lustig ist'sda auf jeden Fall.' Sammy Konkolits, Künstlerund Prater Unternehmer Werbung vertragen würde, vorallem solche der außergewöhnlichen Art. Das sei wichtig fürdie Prater Atmosphäre,sagt Konkolits: Der Prater ist ein Jahrmarkt, der vom Spektakutären Lebt.' An Hubert Pichlers Hochschaubahn,eherbeschaulich am Rande des Pratersgelegen,scheinen die Jahre spurlos vorüberzugehen. Zeitlos in' seiseine gut sechzig Jahre alte At Waldhaust Karussel, Geisterbahn, Ringelspiel und Schweizerhaus: Der Wurstelbrater ist eine Wiener Institution. traktion, sagt Pichler, etwas Besonderes und daher ohne Konkurrenz. Zu uns kommt Jungund Alt, viele sind als Kinderselbst mitgefahren und kommen jetzt mit den Enkerin.' Die gänzlich aus Holz gebaute Schienenbahn in Schuss zu halten, koste viel Aufwand. Eswird ständig kontrolliert underneuert, nach zwanzig Jahrenist praktisch jedes Teil neu',sagt Pichler. Altes "quot; Neues Die Verbindung von Tradition und Modernem macht den Prater aus', sagt Stefan Sittter Koidl. Selbst Spross einer Praterdynastie, führt er seitsieben Jahren mit seiner Frauderen Familienbetrieb. Daneben ist er im Vorstand des Praterverbandes. Mit den neuen Fahrgeschäften Schwarze Mamba' und Speed fire'sollen heuer vor allem Jugendliche auf der Suche nachdem Adrenalinkick angesprochen werden. Daneben wurde über den Winter auch vielin die Infrastruktur investiert,etwa ins Wegenetz oder in Sicherheit, betont Sittler Koidl. Das bringt das zwar nicht unbedingt mehr Gäste, ist aberauch notwendig.' Neu ist heuer auch, dass die Liliputbahn beim Schweizerhaus Station macht. Und mit Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett zieht am1. April internationales Flair inden Prater. Michael Jackson, Papst Benedikt und Barack Obama geben sich dort ein Stelldichein mit lokalen Größen. Die Praterunternehmersehenes mitwohlwollender Gelassenheit. Jede neue Attraktion bringt auch Gäste',so Sittler Koidl.