Wiener Zeitung 29.12.2012 Prater Wien Birgit Riezinger, Barbara Sorge Schönbrunn, Naschmarkt, Karlskirche, Stephansdom, Riesenradwie viel Wien passt in einen Tag? Wien, Wien,nurdu allein Von Birgit Riezinger Ein Tag als fiktive Mainstream Touristinin der eigenen Heimatstadt. Wien. 9.55 Uhr, Schönbrunn. Temperatur knapp unter dem Gefrierpunkt. Ich bin nicht allein. Blick auf das prachtvolle Barockschloss. Foto. Ticket.
[MEHR] Ich entscheide mich für den kleineren der beiden angebotenen Schloss Rundgänge,die Imperial Tour'für10,50 Euro, Audio Guide inklusive. Als Wienerin wäre ich beidem Preis wohl kurzzusammengezuckt, aber als Touristin sinddie Kosten heute zweitrangig. Einen Tag Urlauberin spielenin der eigenen Stadt, das ist der Plan. Stephansdom, Schönbrunn, Riesenradals Wahl Wienerinsind mir all diese Sehenswürdigkeitennatürlichvertraut. Aberwannhabe ich Dom oder Schlosszuletztvoninnen gesehen oder eine Runde mit dem großen Radgedreht? Letzteres noch nie. Das sollte sichandiesem Tagändern. Einmal die Stadt, die soviele Menschenausaller Herren Länder anlockt,so sehen wieeben diese. Das Mainstream Programm. Zwei Standard Reiseführer ( Polyglott und Dumont) helfenmir bei der Planung. Ich verlassemich großteils auf die als Top Tipps angepriesenen Sehenswürdigkeiten und will natürlich genaudas sehen,wasjedervon Wien kennt. Was nicht in den Büchern steht, kann ich auch nichtwissen, auch wenn ich's eigentlich wissen würde. Die Tour durch die kaiserlichen Räume des Schlosses Schönbrunnist kurzweiliger als erwartet. Um17,40 Euro ärmer (an einem typischen Wien Souvenir Schneekugel!kann ich natürlich nichtvorbei), mache ich mich mit der UBahn aufzu Tagesziel Nummerzwei: dem Naschmarkt, auch bekannt als der Bauch Wiens'. Passt gut. Immerhin beginnt mein Magen beginnt schon zu knurren.11.15 Uhr. Vor der Mittagszeithält sich der Trubel noch in Grenzen. Mein letzter Naschmarkt Besuch liegt bei weitem nichtsolangezurück wie jener im Innerendes Schlosses. Ein Ziel, an demsich die Wienerin und die Touristin in mir gleichermaßen erfreuen. Nicht ohne einpaarkleinenkulinarischen Sündenzu erliegen, lasse ich den Markt hintermirschneller als erwartet. Ich liege gut in der Zeit. Alsowarumnicht noch eine Sehenswürdigkeit einschieben? Eine innere Stimme flüstert mir, gleichums Eck stehe die prachtvolle Karlskirche. Von den Reiseführern zwar nicht als Top Must Seebeschrieben, nehme ich die 6 Euro Eintritttrotzdem auf mich. Wenn ich schon einmal da bin. Eine mir bis dato unbekannte Höhenangst begleitet mich auf der Fahrtmitdem Panoramalift( Echt gut!', lese ich im Nachhinein bei Polyglott) auf das schwankende Gerüst. Mir ist schwindlig. Die Stufen nach ganz oben ins Innereder Kuppel nehme ich dennoch auf mich. Mein Herz rastdas liegt ausnahmsweise nicht anmeinerverbesserungswürdigen Kondition. Meine Knie schlottern. Ichmusshier runter. Daran kannauch der tolle Ausblick von obennichts ändern. Dombesteigung fürsportliche Wien Besucher12.35 Uhr: Planänderung. Ungünstige Wartezeit für die Touristen Ring Tram. Der Kärntner Straße entlang geht'snun geradewegszum Mittel und nächsten Höhepunkt der Stadt. Beim Stephansdom angekommen, entscheide ichmich für die Spar und Konditionsvariante: 3,50 Euro für 343 Stufen hinaufzurauf 72 Meter Höhe gelegenen Türmerstube im137 Meter hohen Südturm. In dem engen und finsteren Aufgang winde ich mich im Uhrzeigersinn nach oben. Besteigungin mutmaßlicher Rekordzeit. Das Herzrasen kommt diesmal nichtvon der Höhenangst. Obenangekommen ist der Ausblick unbezahlbar. Ein Lied kommt mir dabei in den Sinn. Wien, Wien,nurdu allein...' Woher ich das nurkenne? Der Abstieg kommt mir längervorals der Aufstieg. Die Knieschon wiederschlottrig. Drehwurm. Vorfreude auf den nächsten Programmpunkt. Eine ehrfürchtige Runde noch uni das Gotteshaus. Die Fiakerlasseichrechts stehen. Einmal noch kurzbeim Haupteingangrein. Der Domvon innenund unten. Wennich schon einmal da bin. Lang,lang ist's her, als ich das letzte Mal drinnenwar. Die Erinnerungverblasst. Mir ist klar,warum. Finster. Düster. Gedrückt. Gotischeben. Trotzdem steigen hier Massen von Japanern, Italienern und Schülern einander gegenseitig aufdie Füße, während die im Inneren, meiner Meinung nach, vieleindrucksvollere Karlskirche nurspärlich besuchtwar. Egal. Der Eintrittwardafür gratis. Die Auffahrt zur Pummerin im Nordturm Wiener Zeitung 29.12.2012 Prater Wien Birgit Riezinger, Barbara Sorge wäre mit 4,50 Euro auch relativerschwinglich gewesen. Ich sparesie mir trotzdem. Höhenluft habeich vorerst genug geschnuppert. Und überhaupt: Auf mich wartet eine Belohnung. Das Wiener Kaffeehaus ist legendär', ist bei Dumont zu lesen. Ich wähle dasauthentische Cafe': den Bräunerhof, nur wenige Gehminuten vom Stephansdom entfernt. Somussein Kaffeehaus sein. Entspannt,ruhig, dezent, nicht überrannt. Der Entschluss, mich vorerst vonmeinem Pflichtprogramm Stresszu lösen, fällt mir nicht schwer. Eiernockerl. Dann noch eine Melange samt Sachertorte hinterher. Wer hier nicht entspannen kann,ist selbst schuld. Eindrücke wirkenlassen, Füße entspannen, Menschen beobachten, Seele baumeln lassen. Ich bleibe, so lange ich will. Nach mehr alseineinhalb entspannten Stunden raffe ich michdann doch wieder auf. Die Wienerin in mir sagt: Für heut' könnt'sgut sein.' Die Touristin: Wennich schon einmal da bin...' Zwei Fix Programmpunkte wollen nochabsolviert werden. Zurück auf dermittlerweile schwer überrannten Kärntner Straße. 16 Uhr, Vienna Ring Tram, jetzt aber. Eine Rundedrehen für 7 Euronicht geradegünstig. Jeder Urlaub hat seinen Reinfall. Die Vienna Ring Tram istmeiner. Immerhin, das Personalist sehr freundlich. Und die Kopfhörervonder Audio Führunggibt's als Souvenir' geschenkt. Die Hinweise auf die Bauwerkekommen viel zu schnell. Gut, magdaran liegen, dasssoviele Prachtbauten dicht aneinander stehen. Und das mit der Aussicht ist nichtso der Hit. Die Fahrseite der Straßenbahn scheint mir verkehrtgewählt. Der Blick auf die Bauwerkeander Außenseite des Rings wirdallzuoftdurch vorbeifahrende Busse oder Lkw eingeschränkt. Am Schwedenplatz dann ein längerer Halt. Die Hauptattraktionenwären aber eigentlich woandersgewesen. Egal. Ich drehe die Runde fertig und mache mich mit der UBahn aufzumfinalen Höhepunkt des Tages. Mit der Dunkelheit kommt die Eiseskälte. Nicht der beste Tag,um lange durch den Wurstelprater zu flanieren. Direkt zum Riesenrad. Habe ich Wien schon bei Nacht gesehen? Hm,ja. Abernicht vom großen Rad aus. Und noch eine Runde drehen Kein besonderer Mehrwert, aberich will dem ehrwürdigen Wiener Wahrzeichen nicht die Schuld darangeben. Drehen wir schon oderstehen wir noch? Meistens Zweiteres. Rund 15 Minuten beträgtdie Fahrzeit brutto. In Bewegungist das Rad nur etwa vier Minuten. Liegt am Hopon/ Hopoff Modus. Die 9 Euro wären bei Tageslicht wohl besser angelegt gewesen. Ein finaler Gang vorbei an Klimt, Sisi und Mozart auf Tassen, Tellern oder Fingerhütendas hatte ich heute schon einmal. Dann war's das. Zum Abschluss noch ein typischtouristischer Stilbruch. Amerikanisches Fast Food statt Eitriger mit a'm Schoafn'an einem Wiener Würstelstanddie Kälte ist schuld. Das Fazit nach mehr als acht Stunden Wien als Touristin: Eshat mehr Spaß gemacht als erwartet. Auch wenn mir am Ende einwenig Luft und Lust ausgegangensind. Die Blasenanden Füßensind mir erspart geblieben. Der Kältesei Dank. Naschmarkt, Karlskirche, Türmerstubeunddas Cafedasvorallemsind jedenfallszuempfehlen. Und dann gäb's da ja noch einpaar Geheimtipps, die die Reiseführer dezent verschwiegen haben: das charmante Kahlenbergerdorf oder den Hermannskogel,immerhin die höchste Erhebungder Stadt,zum Beispiel. Oder dieunverständlicherweise nichtals Highlightausgewiesene Otto Wagner Kircheam Steinhof. Und 73 Euro sowie ich andiesem Tagbrauchen Sie dannbestimmt auch nicht. Aber bittepssst. Wiener Zeitung 29.12.2012 Prater Wien Birgit Riezinger, Barbara Sorge Einen Aufstieg wert ist der Ausblickvon der Türmerstube. Foto: apa Wiener Zeitung 29.12.2012 Prater Wien Birgit Riezinger, Barbara Sorge Das Schloss Schönbrunn von innenvielen Wahl Wienern möglicherweise unbekannt. Foto: Pessenlehner Prater Wien Birgit Riezinger, Barbara Sorge Wien ist auch im Winter interessantfür Wienergenauso Von Barbara Sorge Neben den vielen Attraktionen bietet Wien auch lauschige Winter Plätze. Wien. Die Feiertage rundum Weihnachten und Silvester ladenein, die eigene Stadt etwaszu erkunden. Neben den touristischen Attraktionen (siehe Artikel oben),hält Wien auch für jene allerhandparat, die bereits lange hier wohnen. Immer wieder interessant istdie Nähe der Stadtzur Natur. Die Stadtwanderwege laden dazu ein,diesezuerkunden. Iminzwischen wieder geöffneten Lainzer Tiergarten kannman dazu einen Natur oder einen Waldlehrpfadbeschreiten. Der Naturlehrpfad ist eine Rundevonrund einer Stunde Gehzeit, dieam Nikolaitor beginnt und endet. Der Waldlehrpfad führtvorn Lainzer Tor hinein bis zur Hermesvilla, die Gehzeit beträgt rund 20 Minuten. Zentraler liegt unter anderem der Stadtwanderweg 9, deram Pratersternstartet undinrund 4 Stunden auf 13 Kilometern über Hauptallee und Lusthaus, Oberes Heustadl Wasserund Konstantinhügel wiederzum Ausgangspunkt zurückführt. Sport und Actionmit und ohne Schnee Wemnachdengemütlichen Weihnachtstagen der Sinn nach Actionsteht,der kommt auchnichtzukurz. Zwar lässt der Schnee in der Stadt noch auf sichwarten, die Skipiste auf der Hohen Wand Wiese (14., Mauerbachstraße 174) ist zumindest teilweise in Betriebtagesaktuelle Öffnungszeiten erfährt man unterder Telefonnummer 01/9790025. Für die städtischen Rodelhügelreichen weder Schnee noch Temperaturen, doch die Eislaufflächensind schon präpariert und wartendarauf, schlitternd erkundetzuwerden zum Beispiel beim Eislaufverein(3., Lothringerstraße22) oder beim Engelmann (17., Syringgasse 6). Seit kurzem gibtes auch am Donaukanal bei der Adria Wien (bei der U2 Station Schottenring) für Kinder eine Eislaufmöglichkeit. Nach den Kindern, denen die Eisfläche zwischen 12 und 17 Uhr gehört, sindbis 22 Uhr die Eisstockschützenander Reihe. Aber auch Sommersport wie Beachvolleyball, Inline Hockeyoder Streetsoccer kannman spielen: in einer der drei Sport und Fun Hallen', die während der Öffnungszeiten ( Mo. bis Sa.,1419 Uhr; So. und Feiertag 1019 Uhr)jedemauch ohne Anmeldungzur Verfügung stehen. Die Hallensind im 2. Bezirk ( Engerthstraße267), im 16. ( Sandleitengasse 39)und in der Donaustadt ( Erzherzog Karl Straße 108).