Prater Wien Werner Grotte Gespenster mit neudeutschem' Sprachfehler Von Werner Grotte Ja, es kann einem schon das Gruseln kommen in dieser Beschreibung unheimlicher Orte' querdurch die Bundesländer, in mehrerlei Hinsicht. Wobei in erster Linie die mit allerlei grausigen Details gespickten, historischen Fakten ausreichen: So war es etwa imalten Wien bisvor rund 200 Jahrenüblich, sich Finger oder aridere Körperteile Hingeri
[MEHR]chteter abzuschneiden und als Talismanmitzuführen. Der morbide Brauchgaltgleichzeitigals Mutprobe,weil offiziell untersagt. Die letzteechte' Hinrichtung in Österreichfand übrigens 1957 statt. Unter dem Deckmantel pseudowissenschaftlicher Forschungenorganisierte sich im 18. Jahrhundert eine Gruppe teils prominenter Wiener über dunkle Kanäle Schädel Verstorbener,umdurch Vermessung derselben Hinweiseauf mögliche Begabungen nachzuweisen. So verlor unter anderem Komponist Joseph Haydn kurznach seiner Beerdigung in Wien1809 im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf, der danach einewahre Odyssee durchmachte undnicht einmal heute mit Sicherheitwiederan seinem Platz ist. Angesichts solcher Gepflogenheiten wirken die jeweils von Zeugengeschilderten Spukgeschichten fast harmlos, zumalesdem Leser überlassen bleibt, diese zuglauben. Am amüsantestenmutet der Fluch' an, der scheinbar tatsächlich über derneuen Innsbrucker Sozialund Wirtschafts Universität liegt: Dort lösen sich aus nicht wirklich erklärbaren Gründenseit dem Jahr2000 immer wieder große Glasplatten aus der Fassade. Leiderziemlich unpassend (und für Hasmannungewohnt) wirkt der Versuch der Autorinnen, altösterreichisches Lokalkolorit mit neudeutschen' Modefloskelnzubeschreiben. So finden sich im Altwiener Wurstelprater Highlights', waschechte heimische Buben machtmanfortgesetztzu Jungen',die Irrenanstaltam Wiener Steinhof wurde 1907 fürdamalige Verhältnissetopmodem' errichtet, der Leichenfrevelan Joseph Haydn mutiert zum Kopfklau', und derarme Goethemuss sich outen'. Wer darüberhinwegsieht, kann sichan einer Vielzahl schauriger Detailsausder Geschichtevon insgesamt 22großteils bekannten österreichischen Gebäuden oder Institutionenerfreuen. Sachbuch Spuk in Österreich. Unheimliche Orte undmysteriöse Begegnungen. Gabriele Hasmann, Ursula Hepp Ueberreuter Verlag, 208 Seiten,19,95 Euro* * * Liegt ein Fluch auf diesem Innsbrucker Uni Gebäude? Foto: apa