Prater Wien Othmar Pruckner trend Privat Zu Gast bei Geld undgutem Geschmack. Von Othmar Pruckner Fotos: Roland Muehlanger1 NEITBLICK. Peter Petritsch ist Besitzer des Wiener Riesenrads. Sein privates Zuhause befindet sich allerdings nicht in Praternähe,sondernhoch über dem Salzburger Salzachtal. Ruck,zuck! Grundstück gefunden, schnell in die Blaue Lagune' Haus anschauengefahren, dann subito nach Deutschland, in einem Ta
[MEHR]g alles Wesentliche besprochen, der Bau war ein Klacks, und weil alles so gut funktionierthat, war das Dingauch schneller aufgestellt als geplant. Das klingt alles ein bisschen märchenhaft, für manche Ohren sogarschlimm. Aber Peter Petritsch erzählt die Geschichte tatsächlich so,als obereben mal ein Gartenhäuschenim Baumarkt gekauft hätte und nicht ein Objekt,das satte 560 Quadratmeter Wohnfläche umfasst. Klar: Für den Besitzer und Geschäftsführer des Wiener Riesenrads ist der Umgang mit Superlativen zur Selbstverständlichkeitgeworden. Unddass einer, der quasi von der schönen Aussicht lebt, diese auch selbstim privaten Bereich genießen möchte,kannman jairgendwie verstehen. Aber gleich eine solche Maximalaussicht! Der Blick, vom Haus, von der Terrasse oder durch die mächtige Glasfassade hineinins Salzachtal, Richtung Hohe Tauern: Dashatmannormalerweisenur vonder Seilbahngondel aus. Oder von der Skipistedie, im Winter praktisch genug, direkt am Haus vorbei zu Tal führt. Dasnennt manhier verkehrsgünstige Lage: Brettln anschnallen undohne viel Umstände hinaus ins weiße Vergnügen, das jetzt, Richtung April, allerdings schon ins mattfeuchte Graugrün changiert. Abgesehenvonder Piste, ist die Lage eher verkehrsberuhigt. Nichteinmal mit dem Navi findet man hierher, da müssen schon die ineinigem Abstand wohnhaften Nachbarn aushelfen. Andererseitsliegt das Anwesen mitsamt seinen 1500 Quadratmeter Grund dochauch verkehrsgünstig, nämlich im HerzenÖsterreichs. Man ist alsogleich in Venedig, gleich in München und, notgedrungen, auchgleich in Wien. Denn das Büro, das haben Petritsch und seine Lebensgefährtin Katja Bürgler immer noch direkt unterm Riesenrad. Um Gottes willen, ein Fertigteilhaus!, denkt der Banause. Der Fachmannjedoch weiß, dass es solche und solche gibt. Und dieses hier istzweifelsfrei eines von der ganz anderen Sorte. Feine Ware, ganz undgarnicht von der Stange. Der Architekt heißt Huf Haus' Seit hundert Jahren im Geschäft, weißman mit besonderer Kundschaft, mitbesonderer Lageund, um ein Wort zweckentfremdetzu verwen"quot;gt; Welch ein Unternehmen! Peter Petritsch ist geschäftsführender Gesellschafter des 1897 eröffneten Wiener Riesenrads. Er besitzt undbetreibt ein Stück Österreich, ein Wahrzeichen Wiens, weltberühmtnicht erst seit der tragenden Rolle, diees in Der dritte Mann' spielendurfte. Die Geschichte gehtso: Der Großvater von Petritsch, der Rechtsanwalt Peter lamac, kauftevon 1961 bis 1963 das 60 Meter Stahlrad scheibchenweise'von drei Damen, die es im Zuge der Restituierung jüdischen Vermögenszugesprochen bekommen hatten. Heute gehört das Riesenradzu je 50 Prozent den Enkelnvon Peter Lamac, eben Petritsch und der Rechtsanwältin Dorothea Lamac, dieaber nicht im Unternehmen tätig ist. Große Aufregung gabes2008,als das britische Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds' Interesseam Kauf des Riesenrads zeigte und Petritschtatsächlich wennauchohne echte Verkaufsabsichtmit den Briten verhandelte. Laut eigenen Angaben erzielt das Unternehmen heute elf Millionen Euro Umsatz pro Jahr. In den letztendrei Jahren konnte der Gewinnum dreißig Prozent gesteigert werden nicht zuletzt durch einestrengere Personalauswahl, die Petritschs Lebensgefährtin Katja Bürgler verantwortet. Man drehtzusammen an vielen kleinen Schrauben'und ist guter Dinge, das Riesenradnoch einige Jährchen in Schwunghalten zu können.2008eröffnete Petritsch,der auch Mitglied des Pratervorstands ist, im Zuge der Neugestaltung des Pratervorplatzesdas Stadtgasthaus Eisvogel'frei gestaltet nachdem legendären Praterlokal Zum Eisvogel', dasgegen Ende des Zweiten Weltkriegsein Raub der Flammen gewordenwar. Riesenrad und Gastronomiezusammen beschäftigen je nach Jahreszeitlio bis 130 Personen. Verkehrsgünstig gelegenes Fertigteaus in Hanglage Prater Wien Othmar Pruckner friedener Berghütte: Riesenradler' Petritsch und Katja Bürgler. Prater Wien Othmar Pruckner den, mit besonderen Bedürfnissengut umzugehen. Im gegenständlichen Fall haben wiresjedenfalls mit einer Neuinterpretation des Fachwerkhauseszu tun. Die mächtigen Balkenausdunkel gebeiztem Holz stellen die tragende Konstruktionvor;die geometrischen Flächen dazwischen sind mit Mauerwerk oder Glas gefüllt. Einfach,geradlinig, alles ohne Schnickschnack. Normalerweise,soerzählt Petritsch, lädt Architekt Huf seine Kunden für eineganze Wochezum Probewohnen ins Verkaufsgelände nach Deutschland. , Wirwarenaber in einem Tag fertig.' Nach Schnellschuss, nach rasch zusammengestoppelter Einfallslosigkeit schaut die im Juni 2011 bezogene noble Berghütte aber trotzdem nicht aus. Vielmehr kommt der Verdacht auf,dass da jemand schon sehrgenau gewussthat,was erwill undwasnicht. Der Grundriss hat seinegenaudefinierte Asymmetrie. Graue Schieferböden unten, blaugrauer Teppich oben, offener Küchen, Ess und Wohnbereich. Die Schlafzimmer öffnen sich nach Westen,esgibt weit und breit keine Vorhänge; die Rouleausverstecken sich unsichtbar hinter den frei schwebenden Balken. Die Einrichtung istso wiedie Architektur: cool, minimalistisch,straight. Dennoch gibtes einigeklar gesetzte Pointen. Etwa die signalrote Prosciutto Schneidemaschine in der Küche. Oder dielebensgroße bunte Murano Glasfigur im Salon nahe der Feuerstelle. Oder das papageienbunte Sofa. Oder die Manneken Pis Bronzestatue, die schon der Großvater nach dem Modell des damalsnoch knabenhaften Peter anfertigen ließ und dienun vorder Eingangstür Wache hält. Oder die Eingangstür selbst. Sie leuchtet, alseinziges Farbelement der schwarzweißen Fassade, in einem satten, dunklen Gelb. Besser geht's nicht. Schwarzweiß mit Farbpointen: Dieses Haus zeigt sich gerne her. Transparenz istkein leeres Wort, Durch und Einsicht gibt es auf allen Ebenen und in den meisten Zimmernso auch im hellen Bad (oben). Feuerplatz mit Holz und Vase, skulpturale Prosciutto Schneidemaschine, Bronze Manneken Pis und eine Hommageans Unternehmen: das Riesenrad Bild von Hannes Fill (unten,v. li. n.re.). Die Familie Petritsch Bürgler hat sich,mandarf das voll Bewunderungsoschreiben, ihren Wohnwunschtraum erfüllt. Kleine Wermutstropfen dabei: Ihr Haus in Florida hat durch den Salzburger Neubaustarkan Anziehungskraft verloren; und die Gründerzeitvilla in Mödling, die die beiden während der Wien Arbeitswoche beziehen, kommt ihnennun auch plötzlich ziemlich dunkelund altvor,voll mit vielen alten Bildern'. Katja Bürgler ist nicht weitvonhier, also im Gebirge, aufgewachsen. Sie istgelernte Touristikerin und fuhr in ihrer Jugend Europacup Skirennen. Herr Petritsch ist auch kein reinrassiges Praterkind, sondern hat schon in jungen Jahren im Salzburgischen als Skilehrer gejobbt,waroft und oft in Dientenam Hochkönigzu Gast wodie beiden zuletzt auch residierten. In ihrem schönen,neuen,mächtigen Haus wollen sie mitsamtihren Kindern vorwiegend ungestört sein. Große Gesellschaftensind nicht die Regel. Das Verhältniszuden Nachbarn ist mitfreundliche Distanz' gut beschrieben; irgendwo und irgendwannmuss manja auchzur Ruhe kommen können. Der Hausherr liebtes,für seine Katja und die Kinderzukochen;er istder Küchenchef,sie die Expertin für schnelle Zwischengerichte. Ich binso ungeduldig', gesteht die Frau des Hausesbringt abergenug Gedulddafür auf, trotz Job und Kindern die Wäsche selbstzubügeln. Auch Petritsch behauptetvonsich, nicht eben der Geduldigstezu sein. Er ist viel unterwegs, einmal hier, einmal da, das Lebendreht sich schließlich stetig weiter,so wie das Riesenrad. Von diesem Wahrzeichen der goldenen Wienerstadt hateraber offenbarauch eine gewisse Gelassenheit gelernt: Im Vergleichzu meiner Frau bin ich wirklichganz, ganzruhig.'