Prater Wien Pleininger, Vorauer Wiener Institution. Schweizerhaus Wirt Karl Kolarik im Gespräch über den Wiener Prater, sein Unternehmen, Bier,die Stadt Wien, die Politik, die EU und seinen Karrierestart als Schanibua'. VON HANS PLEININGER UND MICHAEL VORAUERFürmichist Bier Lebenselixierund soziales Gleitmittel'0chöner kann der Herbst nicht beginnen: Es istspäter Vormittag,spätsommerliche Tem L,peraturen undstr
[MEHR]ahlender Sonnenscheinstreicheln das Gemüt. Im Wiener Praterflanieren die Touristengruppen. Von den Bäumenfallen die ersten Kastanien. Durch den Schanigartendes Schweizerhauses schweben leichte Düftevongegrillten Stelzen und Hendln. Dieersten Tische sind schon belegt, in ein, zwei Stundenherrscht dann Hochbetrieb im Schweizerhaus, einem der Herzbetriebe des Praters. Karl Jan Kolarik leitet ihn in zweiter Generation. Wir treffen den Schweizerhauswirteh klaran so einem Tag im Schanigarten zum Interview, wo auchseine Karriere als kleiner Bubbegann. Doch davon später. Herr Kolarik, Sie sind der bekannteste Praterunternehmer. Sind Sie mit demneugestalteten Prater Eingangsbereichbeim Riesenrad zufrieden? Das neue Praterkonzept istaufgegangen. Wir merkenesanden steigenden Gästezahlen. Über die Architektur kannmandiskutieren. Was macht den Wiener Prater aus? Der Prater war immer etwas Besonderes, als Grünoasenur20 Gehminuten von der Innenstadtentfernt. Der Wurschtlprater, wie wir Wiener sagen, wardagegen immerlebhaft. Er ist aber kein Vergnügungspark im amerikanischen Sinn, sondern hier sind80 Unternehmer tätig, also viele Individualisten, die selberauch laufend etwas für den Prater machen. Wie lange sind denn Sie und Ihre Familie hier schonzu Hause? Mein Vater hat 1920 als19 Jähriger das Schweizerhausübernommen. Ich selbst habeals Schanibua' hier Salzstangerl und Brezeln verkauft, dawarich ungefähr elf Jahre alt. Oft bin ich heimgekommen,hab das Schulpackerl unter die Schank geworfen und dann Bier gezapft. Das mache ichheute nochgerne,das Bierzapfen, ich komme halt nichtmehrsooft dazu. Haben Sie das lieber gemacht,als in die Schulezugehen? Schanibuawar aus Kindersicht ein lukratives Geschäft. In der Schule haben sie michdafür verspottet. Aberbegeistert bin ich nicht in die Schulegegangen. Trotzdem sind Sie ein erfolgreicher Unternehmer geworden, der im Sommer den Winter mitverdienen muss. Das Saisongeschäft bedeutet in kurzer Zeit viel Arbeitund dann musst duansparenfür die Zeit danach....wasin der Gastrobranchenichtganzleicht ist? Wir haben natürlich sehrviel Erfahrung damit. Für einen Neuling ist dasschwierig? Es ist sehr schwer, einen Saisonbetriebausdem Stand mitschwarzen Zahlenzuführen. Doch das Schweizerhaus istwahrscheinlich eine Goldgrube?(lacht) Es ist eher ein Kohlebergwerk,vonder Arbeither. Damuss man schon wasleisten. Wo investieren Sie denn Ihrverdientes Geld? Wenn man einen Betriebhat, dann solltemanschauen,dassman sein Geld in den Betrieb investiert. Das Schweizerhaus ist ein Sparschweinseit Jahren und wirdesauchfür die Zukunft sein. Wie viele Gäste kommen ins Schweizerhaus? Unser Themawarnie die Menge, unser Thema ist die Qualität, wobei der Gast im Vordergrund steht. Vom Generaldirektor biszumkleinen Mann ist bei uns jeder Gast, siesitzen nebeneinander. Es gibtkeine Klassengrenzen. Ein Besuch beiuns istleistbarund Sie trinken auch eines der besten Biere der Welt. Es ist sehr ungewöhnlich,dass eine Wiener Bierinstitution Schweizerhaus heißt undtschechisches Budweiserausschenkt... Bis 1924 hatten wir ein anderes böhmisches Bier ( Anm.: Pilsner), dessen Bitterkeitreklamiert wurde. Auf einer Fleischer Messe hat mein Vater Budweiser für sich entdeckt. Seither haben wires. Bis heutewird das Bier beiunswiefrüher gezapft: In drei bis vier Minuten in drei Stufen Vorschenken, Nachschenken und Fertig Zapfen. Und der Name Schweizerhaus geht auf die Habsburger zurück, dieausder Schweiz kommen. Ursprünglichwardas Schweizerhaus eine kaiserliche Jagd Prater Wien Pleininger, Vorauer hütte für Schweizer Jäger, diedem Kaiser das Wild herangetrieben haben. Ist das Schweizerhaus ein Selbstläufer? Nein. Tradition braucht Innovation, sonst ist die Tradition tot. Wir investieren laufend....und habenaus Ihrem Wirtshaus eine Touristenattraktiongemacht. Wir sind ein Lokal der Wiener,die auchgerneihre Gästemitbringen. Wir wollen aberkeine Touristenattraktion sein,wo manhingehenmuss. Wienist für mich überhaupt eine tolle Stadt. Was macht denn Wien für Siesotoll? Es sind die Menschen, es istdie Architektur, das viele Grünin der Stadt, das viele Wassermit Donau, Donaukanal und Alter Donau sowie dasunheimliche kulturelle Angebot. Undwasgefällt Ihnen nicht? Als Unternehmer wünscheich mir weniger Verwaltungsaufwand. Wir werden extremverwaltet, das kostet sehr viel Kraft. Laut Studien bringt eine Verwaltungsreform zwei bisdrei Prozent Wirtschaftswachstum. Da frage ich mich warumtun wir das nicht? Aber das ist nichtnurein Wiener Problem. So gibtesin jedem Bundesland beispielsweise eine andere Bauordnung. Auch kannesnicht sein,dass die Abgaben, diemanfürseine Mitarbeiterzuzahlenhat, bei verschiedenen Stellenzuentrichten sind. Warum sollder Unternehmerdiesen Mehraufwand tragen? Eineeinzige Abgabenstelle wäre dasabsolute Nonplusultra. Wien ist eine Weltstadt undhat viele Ausländer. Ist dasein Problem? Im Vergleich etwa zu Berlinliegen wir wesentlich besser. Es ist auch eher ein sprachliches Problem. Integrationfunktioniertnurüber die Sprache. Ich selbst habe tschechische Wurzeln. Die Integration der Tschechen ist über: die Sprache gelaufen, das hat sehrgut funktioniert. Sprechen Sie selbst Tschechisch? Ich habees inder tschechischen Schule in Wiengelernt. Traditionbraucht Innovation,sonst ist die Traditiontot. Wirinvestierenlaufend' Prater Wien Pleininger, Vorauer