als es immer noch saukalt war, fuhren wir los Richtung frisch fruhlingseröffneter Familypark. Über Österreichs zierlichste Landeshauptstadt Eisenstadt erreichten wir Sankt Margarethen und gleich darauf den Familypark. Der Kälte wegen war die Besucherflut überschaubar, und wir hatten freie Sichtauf die tatsächlich ungeheuer charmanten Details des Parks, der sich in eine Landschaft aus Akazienbäumen und Weiden am Rande des b
[MEHR]erühmten Römersteinbruchs schmiegt. Die Crew besteht aus ungarischen und slowakischen Familyparkrangers mit ausgesprochen sonnigem Gemüt. Es ist mindestens so lustig wie im Prater, aber alles in sanfterer, pannonisch abgerundeter und weicherer Form. Meine Liebste, der auf rasanteren Luna Lustbarkeiten gern der kalte Schweiß ausbricht, bestieg sogar das Karussell des Rotierenden Apfelbaums Zu unserer großen Genugtuung stellten wir fest, dass sich die Biidwelt dieses Vergnügungsparks eben nicht an amerikanischen Vorbildern orientiert, sondern an der Agrar Ikonographie der unmittelbaren Umgebung. Alles hier hat die Formen von Erdäpfeln, Kürbissen und burgenländischem Obst. Dort unten hörten wir auf, spätwinterlich zu frieren. Und wir kamen sanft gewiegt statt durchgeschüttet heim, wieder mal das Lob des Burgenlandes auf den Lippen, x mancher Hinsicht sind meine Liebste und ich, wie ich finde, ganz gute Eltern. In anderer Hinsicht weniger, sicher jedenfalls in der Wahrnehmung unserer entzückenden Kinder. Wir gehen beispielsweise nicht gern in den Wurstelprater. Wenn wir also sagen: Schuhe anziehen, wir gehen in den Prater, dann fragen unsere Kinder nur noch rein rhetorisch und mit ganz leisen Stimmen' In den Wurstel prater? Weil eigentlich ist ihnen klar, dass wir schon wieder! den grünen Prater meinen, also die Wiesen, Wäldchen, Uferlandschaften der großen Wiener Stadtoase, aber nicht den riesenradgekrönten Lunapark von Weltgeltung an seinem nordwestlichen Ende. Wir selbst sind zwar als Kinder natürlich auch gern dorthin gegangen, aber jetzt: zu laut, zu teuer, zu touristisch, zu tief. Sollten unsere Kinder, was wir nicht hoffen, eines Tages zum Therapeuten müssen, wird es dort sicher heißen: Und nie, nie, nie haben wir in den Wurstelprater dürfen! Vor einiger Zeit aber entdeckte unser Ältester auf einer Klassenfahrt etwas Verwandtes und doch anderes, und das wurde er nicht müde, uns gegenüber zu bewerben. Der Familypark, unweit des Neusiedlersees, so warb er, das sei so etwas wie ein kleiner Wurstelprater, aber viel netter, dort werde es uns auch gefallen. Es dauerte, bis wir endlich einwilligten, aber jetzt in den Osterferien, ' Es ist mindestens so lustig wie im Prater, aber alles in sanfterer, pannonisch abgerundeter und weicherer Form. Familypark In VON ERNST MOLDEN Ernst Holden 45, lebt als Liedermacher und Schriftstellerin Wien. Fv' seine Alben und Bücher wurde er mehrfach ausgezeichnet Zuletzt erschien seine Platte ASOA SCHEENA DOG tmonkeymusic).