Prater Wien Karl Hohenlohe KARL HOHENLOHELebenswerk Endlich kannman Herrn Udo Jürgensbei Madame Tussauds im Prater als Wachsfigur bestaunen. Er sitzt am Klavier und singt,fast wie im echten Leben. Das Faszinosumam Daseinals Wachsfigur ist, dassman sein Originalgewöhnlich überlebt. So sah ich erst kürzlich in England den Beelzebub Hitler und erfuhr, dassmanihm mehrmals in der Woche einneues Bärtchen anklebenmuss. Möglicherw
[MEHR]eise, weilmanihnsonstnicht erkennt. Auch Herr Lennon, Buddy Holly und Marie Antoinette sind, in Wachsgegossen,nocham Leben. Wachs ist ungleich weicher als Bronze, Gneis oder Granit. Und doch wird manals wächserner Wanderer durch die Zeitlänger existieren als allemarmornen Monumente. Verlieren die Staatenlenker einmalihre Macht, stülpt sich der Volkszorn übersie. Man reißt sievonden Säulen,entferntsie aus den Parkanlagen undschmilzt ihre ehemals ehernen Körperein, damit nichts mehran sie erinnert. Kommt man jedoch als Wachsfiguraus der Mode,wirdmangewöhnlich abgebaut, verräumt und selbst die Mottenfinden keinen Geschmackan einem. Plötzlich wird ein alter Hiten vogue, Merci Cherie' zum Beispiel, tönt 2061ausallen Lautsprechern. Flugs holtman Herrn Udo Jürgens,staubt ihn ab und entzieht ihn der Sterblichkeit. Wachsfigur,verehrte Leserschaft,möchtemansein.office@hohenlohe.at