Kurier 10.09.2013 ' Es wird sicheinneuer Strich bilden' Straßen Prostitution. Ende des Prater Strichs. Verlagerung in die Bezirke 11, 21, 22 und 23 droht VON MICHAEL BERGERDer Straßenstrich im Prater ist mit Ende September Geschichte. Wegen der Eröffnung der Wirtschaftsuni beschließt der Gemeinderat eine neue Flächenwidmung', erklärt Karl Heinz Hora, Bezirkschef der Leopoldstadt. Dannkann dem ältesten Gewerbe der Weltnurn
[MEHR]ochauf 150 Metern Länge,vor den Parkhäusern der Wiener Messe, nachgegangen werden.' Aktuell stehen Sexarbeiterinnen auchauf der Brunner Straße in Wien Liesing. Derdortige Bezirksvorsteher, Gerald Bischof,kämpft mit Protesten der Bürgerinitiativenund der Firmen im Industriegebiet. Vor Betriebsbeginn müssen eigens engagierte Putztruppsweggeworfene Kondome auf den Parkplätzen der Firmen wegräumen', beklagter. Ich kannnurhoffen, dass die Damenaus dem Prater nicht auch nochzu uns kommen.' Das aber istzubefürchten: Straßen Prostituierte ziehtes zuden Kunden, und diesind dortzufinden,wo bereits Sexarbeiterinnen stehen. Der Grad der Organisation istnicht sehr hoch',sagt Wolfgang Langer, Leiterdes Prostitutionsreferates der Polizei, die Freier fahren dort hin,wo Frauen stehen.' Durchden Verdrängungswettbewerbdroht Wien jetzt ein Wander Strich, ähnlichwie in deutschen Großstädten. Die bisherigen Standorte sind flächenmäßig für diegesamt200 Straßen Prostituierten der Stadtzu wenig. Experte Langer: Es wird sich einneuer Strich bilden. Ob tatsächlich ein Wander Strich droht,muss beobachtet werden.' Mit welcher Strategie die Szenevorgehenwird, erklärt Karl Heinz Hora, Bezirksvorsteher der Leopoldstadt: Organisatoren und Zuhälter brauchennurins Internetzugehenund sich den Wiener Flächenwidmungsplanansehen. überall dort,wo Industrie und Grüngebiet als Widmung aufscheint, kannlaut Prostitutionsgesetz ein Straßenstrichetabliert werden.' In Frage kommen dabeivorallem die Bezirke 11, 21, 22 und 23. Ausgebuchte Laufhäuser Zwar hat die Stadt diese Entwicklung vorhergesehen, ist aber bei der Kanalisierung der Sexarbeiterinnen gescheitert. Denn kein einziger Bezirkschef konnte oder wollte sich füreine Erlaubniszone' stark machen. Mansetztedarauf, dass Laufhäuser die Frauen aufnehmenwerden. Das ist auch geschehen, aberdiese Häuser sind ausgebucht',so Langer. Die Polizei präsentierte Montag einen Vergleich: In Wien sind 3300 Sexarbeiterinnenangemeldet,esgibt abernur 1200 Prostitutionszimmer in Laufhäusern und Bordellen. In der Praxis aber bieten Sexarbeiterinnen nicht jeden Tag ihre Diensteanund arbeiten auchnicht rundumdie Uhr. Zimmer werden oftdoppelt und dreifach vergeben. Problem Straßenstrich: Weil der Prater baldtabu ist, werdenneue Stadtgebiete gesucht