Salzburger Nachrichten 15.05.2014 Prater Wien ERNST P. STROBL 15.05.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Ms Wienzur Weltstadtexplodierte Herrrreinspaziert! Von der Weltausstellung biszum Borsenkrach. ERNST P. STROBLWIEN. 1873, das war vielleicht emn Jahr! In Wien grassierte die Gigantomanie, der Bau der Ringstragen Protzbauten ging in die Endrunde,die Hochquellenwasser
[MEHR]leitungwurde er Offnet, das Tramway Netzerreichte die Augenbezirke, der Zentralfriedhof wurde eroffnet Lindvieles mehr. Doch der Gipfel der Bemiihungen, eine Weltstadtzu werden,fand sich im Wiener Prater. Dortwurde die Weitausstellung eroffnet,und diemusste gleich fiinf Mal grager sein als diezuvor in Paris.194 Pavilions in alien Baustiien,eine800 Meter lange Maschinenhalle,der industriepalast undzur Kroflung die Rotundeder damalsgrogte Kuppelbau der Welt wurdesofortzum neuen Wahrzeichen Wiens. Finanziell ging die Anstrengung daneben.4,2 Millionen Kronen nalun man em, ausgegebenwurden dagegen19 Millionen. Undilberhaupt: Wien hatte sich auch als Finanzplatz etabliert, bis1873 waren unzahlige, mitunter auch dubiose Aktiengesellschaftenentstanden. Die fetten Jahre standenvor der Tiir. Dass die Stadt eine Baustellewar, machte etwa den Ziegelfabrikanten Heinrich Draschezumreichsten Mannvon Wien. Nochvordenvielfachzugezogenen,meist judischen Superreichenwieden Ephrussis, Epsteins, Wertheims, Todescos, die ihre Palasteerrichteten. Dass auf der anderen Seite der Skala em n unendliches sozia Leider abgebrannt: Die Rotundehatte 27.000 Song Contest Besuchern Platz geboten. W. SWWIENMUSles Elend mit Migration, Wohnungsnot, Armut entstand, ist klar. Um 1850 hatte Wien noch550.000 Einwohner, zwanzig Jahrespaterwaren es rund eine Million. Dann,ebenfalls 1873, kames zum grogen Borsenkrach, der dem Wirtschaftsboom und dem Fortschrittsoptimismus ;äh emn Ende setzte. Dass in diesen Goldgraberzeitennicht auch noch derganze Wienerwald abgeholzt wurde, verhinderten die ersten Umweltschtitzerurn Joseph Schoffel. Danke, kannmanheutesagen. Bevor er2015in Pension geht, zeigt Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums, nochinseiner letzten Grogausstellung,wozu das Haus imstandeist. Kosspricht iiber die Philosophiedes Museums und nimmt auch das Wort Volksbiiclung' in den Mund,wie beider Pressefiihrungam Dienstag. 58o Seiten umfasst der Katalog,er lohnt sich. Die Ellie der Exponate erfordert Zeit,wenn mansich allein durch die Kapitel Weltaussteliung' und Stadtgeschichte'durcharbeitet. Ein ilberwiegender Tellderrundwoo Exponatestammt aus dem Wien Museum: Originalobjekteaus der Weltaussteliung, Fotografien, Plane, Zeichnungen, Modelle, viel Kunst und Kunsthandwerk. Allein die historischen Fotos bilden eine faszinierende Zeitreise. Der Zeitgeschmackerschlagt einen fast im Oberfluss, die Reichen liegen sichvon den besten Designem' ihre Wohnstattenausstaffieren. Zur Eroffnung der Weltausstellung dirigierte Johann Straugdessen Operette Die Fledermaus' just1873 Urauffiihrung hatte600 Chorsanger. Der schwarze Freitag'lieg den Antisernitismus aufbliihen, 1873 betrat Karl Luegerdiepolitische Biihne. Niezuvor hatsich die Stadtso schnell und so radikal verandert',sagt Museumsdirektor Kos zum Experiment Metropole'. Die Weltstadt Wien profitiertheutevom damaligen Boom. tibrigens: Die Rotunde brannte 1937 ab. Ausstenung: Experiment Metropole1873: Wien und die Weltausstellung, Wien Museum, bis 28. Septerr!.,or.