Prater Wien GÜ NTHER HALLER 30.05.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Mit dem Aufzug auf das Dach der Rotunde Leistungsschau.1873war das Jahr des gredten internationalen Events in der Geschichte Wiens. Nach London und Parisveranstaltete die ehrgeizige Metropole eine Weltausstellung. VON GUNTHER HAILEREigendichhatten die Wiener jahrhundertelang schlimme Erfahrungenm
[MEHR]itheranstiirmenden Menschenmassengemacht: In frillier Zeit die rauberischen Hussiten, dann die kriegsliisternen Osmanen,oderes hieg Die Franzosen kommen!', Die Preugen kommenr.1873wardasganzariders: Geradezu sehnsiichtigwartete die Stadt auf die Heerscharen der Fremden alley Kontinente. In alien sechs Bahnhofen,an alien Hafen der Donau wurden sicempfangen,sie soliten dieneuerbauten Hotels ftillenund einen gewaltigen Geldstrom nach Wienlenken, denn die Stadt hatte sich auf emnwirtschaftlich hoch riskantes Unternehmen eingelassen: die Veranstaltung einer Weltausstellung. Undes gab nicht wenige, die bezweifelten, dass das Geld, das in diesem Projekt stecicte,gut angelegt war. 1990 hat die Wiener Bevolkerung emn Weltausstellungsproject abgelehntangeblichwar die Angstvorheranstiirmenden Menschenmassenschuldander Skepsis. Dochum1870hatte die Stadt, die geradein den sieben fetten Jahren' der Griinderzeit steckte, emhoch gestecktes Ziel: Erstmals seit dem Wiener Kongress hatte sie die Chance, die Augen der Weltoffentlichkeitwieder auf sichzulenken, der Welt die wirtschaftliche Dynamik einer Stadt auf dem Sprungzur Metropolevor Augen zufiihren. Da machte es gar nichts aus, dass Wien nochunfertig'war, eher einer Baustelle als einerreprasentativen Weltstadt glich, verstandmandoch auch die Weltausstellungen als Versuchsanordnungen, Laboratorien, Darstellung technischer und kultureller Utopien. Die Programmatik war schon bei der ersten Weltausstellung1851in London erkennbar:eine wirtschaftliche und industrielle Leistungsschauvonenzyklopadischer Dimension, die Prasentation des aictuellen Standsdes Fortschritts der Menschheit, emn Ort interkultureiler Begegnung und des Wissensaustausches, globale Zusammenschau ineinem allies umfassenden Veranstaltungsgebaude. Die Neue Freie Presse', nie in Verlegenheit,wenn es urn bombastische Wortwahl ging, schrieb: Die . Weltausstellung istdas Summarium, der Uberblick iiber das All.' So die Theorie: Doch der Anspruch, eine Werkschau des triumphierenden Homo faberzu liefern, war immer schwerer zu realisieren. Nicht wed die hehre Leitidee gelegentlichzum gesel Ischaftlichen Spektakelundzur Schaustellung des Sensationellendegenerieren konnte, damit landman sichab. Doch wurde auch das Wissen zunehmend fragmentiert, Spezialistentraten an die Stelle der Enzyldopadisten. Das Zusammenschleppen aller erreichbaren Raritaten'konnte eine erdriickende Massenwirkung'hervorrtzfen ( Egon Friedel!). Dazu kam der Geist des Nationalismus: Das Typische, die Leistungsfahig,keit jedes einzelnen Volkessollte prasentiert werden. Wien stellte sichdiesen Herausforderungen und beschrittneue Wege. Die Rotunde, das achte Weltwunder' Das Ausstellungsgelande wurdezu einer Art Stadt in der Stadt, auf dem Gelande des Praters, mit einer entsprechend modernen Infrastruktur, Schienentrassen, einem Bahnhofund Gebauden, die im Pavillonsystemangeordnet waren. Zentraler Symbolbauwardie Rotundemit einer Spannweitevon108 Metern und 84 Metern Hohe der grogte Kuppelbau der Welt, das achte Weltwunderil, emnsalcularisiertes Pantheon. Selbstam Tag der Eroffnungam 1. Mai1873,als sich Tausendein diesen Riesendom' drangten, soilernoch immer halb leer gewirkt haben. Der Eindruck auf die Besucherwar Etherwaltigend, sie standen Schiangevordem Ascensent', dem hydraulischen Aufzug, der sie aufdie H8he der rundum laufenden Galerienbrachte. Das letzte Stuck biszum Scheitelpun Ict der Kuppel konnteman zu Fug fiber Steigieitern hinaufklettem und den Brick aufdie Residenzstadt genief3en. Eine Nachbildung der osterreichischen Kaiserkrone kronte die Spitze. Bautechnisch eine augerordentliche Leistungdoch daswarkein Schutzvor Lastermaulern: Guglhupr, Narrenturm', heilige Sancta Rotunda'warennoch die mildesten Bezeichnungen. Ehie teure Flache der Reprasentation Mehr noch als die Maschinenhallen mit ihren Lokomotiven, Nah und Webmaschinenbot der Kunstpalast Gelegenheitzur nationalen Reprasentation. Im Unterschiedzuden Expos in London und Paris waren in Wienalle Sparten der Kunst vertreten, Osterreichals Gastgeberland dominierte underhieltdie meisten Medaillen und Auszeichnungen. Exquisit die Musik, Johann Straug selbststellte taglich das Programmzusammenunddirigierte auch oft se/bst. In der Hofoperwurden in diesen Wochen vor allem Ballettauffiihrungengebracht,daspieltendie Sprachschranken keine Rolle und die Majestaten hatten em Faible rtir Ballerinen. Trotz aller Attraktivitat 1st die Weltaus Prater Wien GÜ NTHER HALLER 30.05.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. stellung nichtganz das geworden, was mansich erwartet hatte, im Ausland gabeszahlreiche negative Zeitungsberichte, das vereinzelte Auftretenvon Cholerafällen wurdezueiner allgemein grassierenden Seuche aufgebauscht, Streiks in den Bahnhöfen und dieüberhöhten Preise in der Gastronomie blieben nicht unerwähnt. So kames nicht zudem erhofften Ansturm. Doch das hätten die Journalisten der Neuen Freien Presse' niemals zugegeben, undzwar aus einem einfachen Grund: Das Blatt feierte in diesem Jahreinen Triumph nach dem anderen. Anprominenter Stelle des Ausstellungsareals präsentierteessich mit einem eigenen stattlichen Pavillon, dort wurde täglichvor den Augen der Besucher eine Internationale Ausstellungs Zeitung' geschrieben, redigiert,gesetzt, gedruckt und auf dem Gelände verteilt. Irgendwann, geben wiresruhigzu, gingder Zeitung bei der Produktionvonüber 400 Druckseiten auch mal die Luftaus, dannschrieb sie über die Bierhäuser und Gaststätten auf dem Ausstellungsgelände, ihre unterschiedlichen Öffnungszeiten und Preise. Zweimal hat Kaiser Franz Joseph den Pavillon besucht! Überhauptwarder Kaiser häufigerals geplant auf dem Prater Arealzu Besuch: Mit der Zeit ließen die Besucherzahlenzu wünschen übrig, die Anwesenheit des Monarchen lockte aber immer Neugierigean. Das genügte, umden pflichtbevliussten Kaiserzu immer neuen Rundgängen zu animieren. Der gesellschaftliche Höhepunktwarzweifellos der Besuch von Nasreddin Schahvon Persien, der seine ganze fürstliche Verwandtschaft mit im Tross hatte (keiner solltezu Hause eine Revolution anzetteln). Die Neue Freie Presse' empfahl ihm, den Besuch sinnvollzu nützen, mit den rückständigen Traditionen' seines Landeszubrechen und aus der abendländischen Cu/lite Kraftzuschöpfen. Nicht minder präpotentder Schah in seinem Reisetagebuch: Heutehatmanmich in den Riesenbasar geführt,denman Weltausstellung nennt. Es wird das Reich, wie ich mir berichten ließ, siebzehn Millionen kosten, das ist für die Befriedigungder Eitelkeit einer Stadt, wie mir scheint,doch vielzuviel.' Doch immerhin hat der Besuch des Königs der Könige bei der Wiener Weltausstellung einem Dichter zu einem Märchen verholfen: Jahre später hat Joseph Roth in seiner Geschichtevonder 1002. Nacht' aufgeschrieben, wie ein persischer Herrscher nach Wien kommt und sich in der Kaiserstadt in amouröse Wirrnisse verstrickt. Prater Wien GÜ NTHER HALLER 30.05.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Das Zentrum des Industriepalastes. die Rotunde, ist der viel bewunderte Prestigebau der Weltausstellung. Fotografiemit dem Hauptportalvon1872.1 Men Museum 1