Prater Wien S. Panzenböck, B. Wittstock 17.06.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Vi Tarte, Am Sonntag ist Sommersonnenwende,bald wirdeswieder frher dunkel. Wir liefern Tipps, wie undwo mandie Nachtzumbesten Tag machen kann ANLEITUNG: STEFANIE PANZENSOCK, BIRGIT WITTSTOCKHaben Sie Wien schon bei Nachtgesehen, haben Sie das schonerlebt,fragte Rainhard Fendrich in sein
[MEHR]em gleichnamigen80er Jahre Hadern. Die Stadt sei inder Nacht hei13 und zerschmilzt jedes Eis', hieig es in dem Song, dabei warin Wien damals noch ziemlich weniglos. Vor allem nachts. Auch heute bekommen die meisten von der dun Iden Seite der Stadt herzlich wenig mit; sieverschlafen die Nkhte ader schlagensie sich in den immer gleichen Lokalen um clie Ohren. Schade eigentlich,denn gerade die Nachtstunden knnenmehr, als blo Be Kulisse ftir Trinken, Wo einem die Stadt zu Fufien liegt: Sonnenaufgang uber Wien vom leopoldsberg aus Tanzen und Feierei zu sein. Wien ist,auch abseits der ausgelatschten Trampelpfade, im Dunkeln sehr lebendig. Am 21. Juni feiern wir den ffiigsten Tag, und weil nach der Sommersonnenwende die Nkhte wieder hngerwerden, haben wir eine Todo Listeftir Nachtanfi.nger zusammengestellt. Also: Nichts wie raus aus den Betten, Klubs und Beisln und hinein indie Dunkelheites gibtjede Mengezuerleben! Vom Riesenrad aufs Lichtermeer schauen Wer kein Penthouse sein Eigen nennt,der kommt wahrscheinlich eher selten in den Genuss, uber das beleuchtete Wien zu blicken. Die Slcylinenimmt sich zwar verglichen mit anderen Grolgsthdten eher bescheidenaus. Dass Wiennicht Chicago ist, tutder Schnheit dieses Meeres aus Lichtern aber dennoch keinen Abbruch. Im Somnrier kann man bis 23.45 Uhr eine Runde drehen und die Stadt von obensehen. Im Schlafsack auf den Steinhofgrnden Auf den Steinhofgriinden endet alles Urbane. Frilher war das Gende der Penzinger Psychiatrie auf der Baumgartner HOhe ohnehin ein Sddtchenftir sich. Heute geht der Park des Otto Wagner Spitals flie2end in weitbufige Wiesen und WMder uber, die Gedusche der Stadt aber mssen nach Prater Wien S. Panzenböck, B. Wittstock 17.06.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. wievordraußen bleiben. Am Rückenim Schlafsack liegend, den Blick aufden Sternenhimmel gerichtet, stelltsich bald das Gefühl ein, man schwebe auf einem fliegenden Teppich überder Stadtsofernman nicht um 21 Uhr aus dem Park vertrieben wird. Nackt nachtbaden in der Lobau Nachts hier mitten im Wald schwimmen zugehen kann ein bisschen gruselig sein: Die stille Wasseroberflädie gleicht einem schillerndenölfilm, und was sich darunter befindet,lässt sich nicht einmal erahnen. Dakann die Fantasie mitunter ganz schönmit einem durchgehen. Schafft manes aber,aufkommende Stephen King Horrorszenarien zu unterdrücken, gibtes kaum etwas Schöneres, als im Dunkeln in die menschenleere Dechantlacke zu springen, auf dem Rücken dahinzutreiben und sich angesichts des Mondes und unzähliger Sterne winzigzufühlenwährend Frösche quaken, Biber Bäume abnagen, große Fische blubbernd auftauchen und Fledermäuse sirrend durch die Luft jagen. Momente vollkommener Freiheit inmitten der Großstadt. Fußmarsch in die Stadt Todmüde arbeiten zu gehen ist kein Spaß, trotzdem lohnt es sich manchmal, die Nacht durchzumachen. Zum Beispiel, um die Stadt zu Fuß zu vermessen. Dazu packt man eine Tasc Ikenlampe ein, ein frisches Leiberlurfa die Zahnbürste und checktam Bahnhof die Schnellbahnverbindungen. Beider Wahl der Abmarschdestination sollte man folgende Faustregel beachten: im Flachland schafftman etwa fünf Kilometer pro Stunde. Also schnell hochrechnen, wie weitman hinaus inden Speckgürtel fahrenkann, um morgens pünktlich in der Arbeit anzukommen, die jeweilige SBahn besteigen und los geht's. Willman doch einen Berg erklimmen, dannzahltessich aus,zum Sonnenaufgangauf dem Leopoldsberg zu sein: einmalum die alte Burganlageherum und die Stadt liigt einem in der Sommerlichen Morgenröte zu Füßen. Die Dunkelheit verbrennen Unangenehmerweise haben die Nazisdie alte Tradition des Sonnwendfeuersannektiert, dabei hatte das Abbrennen großer Scheiterhaufen ursprünglich absolut keinen nationalistischen Hintergrund. Dass die Sonnwendfeuer heute einen etwas zweifelhaften Rufhaben, heißt aber noch lange nicht,dassmanden Rechten das nächtliche Zündeln überlassen solltedazu istder Schein großer Feuer viel zu großartig. Wer die Dunkelheit der Nachterleuchten will, der braucht dazu allerdings eine feuerpolizeiliche Genehmigung, sprich, muss das Feuer beim Magistrat anmelden. Ja, auch im eigenen Garten, denn Wind und Funkenflug können Flammen schnell einmalaußer Kontrolle geraten lassen. Sonne, Mond und Sterne Wer nicht nur in die Sterne schauen, sondernauch wissen will, wo sich Orion und Konsorten wirklich befinden, ist im Sterngarten Georgenberg in Mauer an der richtigen Adresse. Dieses Freiluftplanetarium ist Tag und Natht geöffnet, Eintritt mussman auch nicht bezahlen. Für Besucher liegen Prospekte und Stemkarten bereit, es werden aber auch immer wieder Führungenund Vorträge,auch in der Nacht, angeboten. Wer Zeit und Muse hat bis zur Morgendämmerung zu bleiben, setzt sich aufdie Stufenpyramide und beobachtetanhand der Sonnensäulen den Sonnenaufgang. Drei Säulen markieren im Osten den Sonnenaufgang zur Sommer und Wintersonnenwende und zuden Tagundnachtgleichen. Im Westenstehen ebenfalls drei, sie zeigen an, wodie Sonne untergeht. Von Floridsdorf nach Siebenhirten Die U6 ist nicht unbedingt die beliebteste UBahn der Stadt. Aber siefährt als einzige einen großen Teil ihrer Route oberirdischund ist Gürtelbögen sei Dankauch die meistfrequentierte Nachtlinie. Vor allemfreitag und samstagnachtstrifftman hier neben Horden von Partyvolk auf allerlei schräge Typen. Undwenn das Theaterim Waggon nochnicht reicht, bleiben einem auf dem Gürtelabschnitt immer noch die Einblicke in die Wohnzimmer der Wiener. Zu sehen gibt's hier jedenfallsimmer etwas. Wir empfehlen einen UBahn Ritt von Wiens wildem Süden Siebenhirten in den Floridsdorfer Sonnenaufgang. Es spricht allerdings auch nichts dagegen, eine Haltestelle vor der Endstation auszusteigenund sich in die Fluten der Neuen Donau zu werfen. Fluchtachterl im Baum Es tut gut, ab und zu den Boden unter den Füßen zu verlieren. Dazu bedarf es auch nicht unbedingt irgendwelcher abgefahrener Designerdrogen. Es genügteine Nacht im Baum. Und das geht so: Man packt eine Flasche Wein und ein paar belegte Brote in den Rucksack, nimmt einen guten Freund an der Hand und suchtsich einen großen, schön gelegenen Baum mit starkenÄsten undbequemen Astgabeln. Als Nächstes gilt es,sich seiner Baumkraxelfähigkeiten zubesinnenauf Eleganz wird dabeigepfiffen, raufkommen ist die einzige Devise. Und bloß nicht dem Größenwahn anheimfallen! Lieber im unteren,soliden Bereich bleiben. Immerhinmuss man morgensnach einer Flasche Wein auch wieder auf die Erde zurück. Atemberaubend, wenn in der Morgendämmerung die Vögel um einen herum zu singen beginnen. Insel im urbanen Fluss Wer nicht auf Wiens Hügel wandernwill, um die Aussicht auf die Stadtzu genießen, kann mittenauf dem Gürtel ein Bad in den Stadtlichternnehmen. Zwischen siebtem und 15. Bezirk thront die Hauptbücherei, linksund rechts von ihr rauschen die Autosin einem schier unaufhörlichen Stromvorbei. Auf der breiten Treppe, die ander Außenseite des Gebäudes zum Lokal Oben' führt, ist Platzgenugfür einen kleinen nächtlichen Perspektivenwechsel. Wer sich sein Picknickselbst mitnimmt, kommt billigerdavon. Allerdings ist das Restaurantauf die Treppengäste vorbereitet undschenkt das Bier für draußen in Plastikbechernaus. Städtische Irrlichter Die grellen Lichter der Großstadt siehtman eben nur nachts. Und auch wenn Wien nicht gerade die erklärte Metropole der Neonreklamen und Lichtspiele ist, bietet einem die beleuchtete Stadt doch gänzlich andere Eindrücke:sei es das Disneylandartige Rathaus,der im Scheinwerferlicht so zweidimensional wirkende Stephansdom,der psychedelische Uniqa Tower oderder illuminierte Hochstrahlbrunnenauf dem Schwarzenbergplatz. Gruseln auf dem Friedhof Der Alberner Hafen und der Friedhof der Namenlosen sind schon bei Tag magische bis gruselige Orte. Der Hafen, ein wichtiger Getreideumschlagplatz, steht auch in der Nachtnicht still. Doch etwas abseits dergroßen Speicher und Maschinen befindetsich hinter Bäumen und einer Kapelleder Friedhof der Namenlosen. Hier Prater Wien S. Panzenböck, B. Wittstock 17.06.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. liegen Menschen begraben, die in der Donau ertrunken sind und an Landgespült wurden. Der Friedhof siehtaus wie eingrößer Garten, die Gräbersind mit Büschen und Gräsern überwachsen, die Kreuze schimmern inden Hafenlichtern, die durch dieÄstedringen. Kein Ort für Mutproben, sondern ein Fleckchen zum Verweilen und Sinnieren. Open Air Schlafen Es gibt nicht allzu viel Besseres, alsim Freien zu schlafen. Es gibt aber gewiss Besseres, als ohne Schlafsack im Freien zu schlafen. Selig sind deshalbjene Wien Bewohner, die über einen Balkon, eine Terrasse, ein Flachdachodergar einen Gartenverfügen. Diekönnen in einer heißen Sommernachteinfach die Matratze hinausschleppenund unter freiem Sternenhimmelträumen. Dem Wald lauschen Am Cafe Cobenzl vorbei biegt manbeim Gasthaus Waldgrill links ab, hältsich rechts und erreicht die Cobenzlwiese. Der Blick hinunter ist wunderschön, aber wer einen Blick nach innen wagen will, kann den Hügel weiter hinauf gehen und taucht in den Wald ein. Je nach Orientierungssinnfolgtman schmalen Pfaden oder stapfteinfach drauflos. Am besten man suchtsich einen Baum, setzt sich hin, lehnt Fortsetzung nächste Seitesich an, schließt die Augen und hörtdem Waldzu. Innere Ruhe garantiert,wenn man den ersten Schauder überwunden hat. Auf der Matratze treiben Abenteuer wie in Into the Wild'erlebtman als Stadtmensch üblicherweise nur in homöopathischen Dosen. Als klitzekleines urbanes Wagnis empfehlen wir deshalb eine nächtliche Luftmatratzenfah.rt auf der Alten Donau. Hier kannmansich gefahrlostreiben lassen, ohne Angst habenzumüssen, mit anderen Kähnenzu kollidieren odervon der Strömung abgetriebenzu werden. Wem das zu mauist, der lässt alle Bedenkensausen undseine Matratze in der Neuen Donauzu Wasser. Ahoi! Hängernottenschaukeln Die Leichtigkeit des Seins genießenwo geht das besser als in einer Hängematte. Wer keine eigene anschleppenwill, kann im Bruno Kreisky Park in Wien Margareten eine ergattern undsich im Wind wiegen lassen. Verwegene Nachtschwärmer suchen sich ihren eigenen Platz vielleicht zwischenzwei Straßenlaternen? Plaudernam Würstelstand Der Würstelstand hat alle kulinarischen Trends überlebt und bleibt selbstnach wievor einer. Käsekrainer, Bosna und Debreziner an einem Stehtischvereinen immer noch Lokalsäufer, Vorstandsvorsitzende, Studentinnen und Hofratswitwen. Wo,wennnicht hier,werden die wirtlich existenziellen Pro:bleme unserer Zeit debattiert. Glücklicherweise habeh viele dieser Horteder wahren Gleichheit und Geschwisterlichkeit die ganze Nacht geöffnet,wie der Traditionswürstelstand Zur Oper'. Dort findetman bis fünf odersechs Uhr in der Früh Essbares und Gesllschall. Nachts im Zoo Der Tierpark Schönbrunn öffnet hinund wieder auch nächtens seine'iore. Immerhin wachen viele seiner Bewohner erst nach Sonnenuntergang richtigauf. Mit Nachtsichtgeräten ausgestattet können Besucherinnen und Besucher dann etwa Tiger und Jaguar beiihren Streifzügen durch die Gehege beobachten. Wer aber endlich aufgeweckte Koalabären erleben will, hat auch inder Nacht keine Chance. Sie schlafennämlich 22 Stundenam Tag. Planschen im Pool In der Nacht im Pool herumplanschenist so unwiderstehlich, dass die hiesigen Freibäder regelmäßig von meistjugendlichen Einbrechern heimgesucht wurden. Seit die Badeanstaltenaber einen auf Fort Knox machen, sinddie Möglichkeiten in Wien begrenzt. Was bleibt, ist mittwöchliches Nachtschwimmen in der Pratersauna zumindest,wenn man kein Rich Kid mitprivatem Pool im Garten ist,odersich schleunigst mit Bewohnern der Harry Glück Wohnburgen Alt Erlaa und Heinz Nittel Hofzu verhabem, die Glücklichen haben nämlich Schwimmbecken auf den Dächern. Sumpf der Großstadt Urbane Naturerlebnisse gibtesimgrünen Wien fast schonan jeder Ecke. Besonderes erwartet einen hingegen,wenn man sich nachts im Rückhaltebedten Auhof auf die Lauer legt. Die Wehranlage neben der Westeinfahrt wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut,um die Stadt vorÜberschwemmungen durch den Wienflusszu schützen. Inzwischen haben sichin den Becken verwilderte Mini Augebiete entwickelt. Mit viel Geduld kannman hier angeblich neben Bisamratten und Biber sogar Fischotter sehen. Großes Tierkino also. Sonnenaufgang im Steinbruch Der Sieveringer Steinbrucham Rande Döblings hat eine lange Geschichte: Einst bauten hier schon die alten Römer Sandstein ab. Später holte sichdie Wildnis zurück,was ihr gehört undübrig blieben einige schroffe Felswände, steile, bewaldete Hänge und ein Plateau,von dem aus man einen grandiosen Ausblick überganz Wien hat. Viele Generationen haben hier seitherillegale Partys gefeiert und der Sonnedabei zugeschaut, wie sie die Dämmerung aus der Stadt vertreibt. Dochegal, wie oftman an diesem Ort bereits einen Sonnenaufgang erlebt hat,es bleibt kitschig schön. Prater Wien S. Panzenböck, B. Wittstock 17.06.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Auf den Stufen der Hauptbibliotheksitztman wie aufeiner Insel imurbanen Fluss Der Friedhof der Namenlosenam Alberner Hafen Ist kein Ort für Mutproben, sondern einer zum Verweilen und Sinnieren