Prater Wien Thomas Kramar 26.10.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Die Popwelt geht in den Prater Erben des lieben Augustin: Derneue Austropop versteht sich meisterlith auf die Pflege schner Klischees. Und lockt damit auch deutsche Musikjournalisten ins Kaffeehaus. VON TROMAS KRAMAREincharmant heruntergekommenes, von Zigarettenrauchgesch~gertes Cafelaus', dasfanden zw
[MEHR]ei Hamburger Musikjournalistenam Wiener Giirtel. Erraten: Sie fanden das Cafê Weidinger. Und, abermals erraten: Sie spielten dortnicht Billard oder lasen Zeitung,sondern trafen die Mngst auch in Deutschland weltberiihmte Band Wanda. Dieser wunderbaren Combo isteszu verdanken, dass die beiden Hamburger nicht nur Wiener Musikern im Cafê Weidinger beim Rauchenzusehen, sondern dariiber auch in Buchform berichten:in Sound of the Cities', in dem sie die Popszene in 24 Stkiten weltweit erkunden. Wien ist darunter, selbstverstkidlich, mchtemanheutesagen. 2005wke es nicht selbstverstkidlichgewesen. 1995 schon: Kruder Dorfmeister, Downbeat, Elektro.1985vielleicht.1975 eher nicht. Noch nicht: Vier Jahrespker sollte Wolfgang Ambros mit seinen kongenialen Bob Dylan Obersetzungendurch Deutschland touren, Auf ana langen finstern Strossn', auchdaswar Austropop. Lassen wir das Wort. Nein, schmutzig ist es nicht mehr, aberesfehlt ihmdie Klarheit des deutschen Pendants Krautrock': Da wei13 jeder, wieesklingt, nach Autobahn, Nachtzug undnkrischen Pilzen. Beim Austropopweif3man das nicht so genau. Nach Gigritzpatschen? Nach Blutgasse oder Himmelwiese? Oder nach dem Wiener Fleischmarkt? Dort ist das Griechenbeisl, in demes nie Souvlald gab, dafiirhfingt der liebe Augustin ilber der Tilr. Verdammt, wir sind mitten im Klischee. Ach, verdarrunt', sang Andreas Spechtlvonderburgenandischen,heute in Berlin wohnhaften Band Ja, Panik 2009, alles hin, alles Geld, alles Angst, alles hin, hin, hin.' Das war natilrlich eine Variation ilber das Themades Bfinkelsfingers Marx Augustin, doch Spechtl tat den Mundartpfiegeverbfinden nicht den Gefallen, sie im Dialektoder auch nur mit Wiener Akzentzubringen: It's all about the angst and themoney',sang er mit spitzer Stimmeund sprach angst' englischaus. Nein, Denglisch Be Umpfer,dieauch nicht verstehen wollen, dass ein Kid etwas anderes ist als ein Kind, haben keine Freude mit Ja, Panik. So wiesie keine Freude mit Bilderbuch haben(die in aller Nonchalance Stress' aufless' reimen) und keine mit Falco hatten, dem Mann, der das Wort keusch'(im Song America')so aussprechenkonnte, dasses wiecash' Idang: Zweisprachigkeit in einer einzigen Silbe. Zwielaute? Monophthongierungsagendie Linguisten dazuund werden heute bei Wanda filndig: Ihr Sfinger, Marco Michael Wanda, verschleift die Zwielaute mit Vehemenz, besonders schilnim neuen Song Meine beiden Schwestern'. In diesem ist auch die Zeile: Esist wahrscheinlich etwas Wahres dran,wenndu sagst, dassmandabei sterbenkann.' Wobei? Man darf rfitseln. Jedenfalls in Wien. Das stellen Wanda in Bleibwodu warst' klar: Eirunal willstdu leben in Rom, eirunal willst du nach Berlin, eirunal willst du leben aufsterben wirst du leider in Wien, dag'hilrst du hin.' Und auch in Bussi Baby': Mama wollte leben in Rom, Mama trfiumt sich nach Berlin, aber Mama, Mama stirbt in Wien.' Genau. Der Tod, dasmussein Wiener sein, wie Georg Kreisler schon 1969wusste. Klischees sind zum Spielen da. Und wir spielen, wie die gute Neue Welle Band Blilmchen Blau 1982sang: Mensch,o Mensch, firgere dich nicht.' Sie sang auch: Das Schilnste jetzt in Wien ist der Schnellzug nach Berlin.' Das gilt derzeitzwnindest in Sachen Popmusikwieder eirunal definitiv nicht. Undzwarnicht erst seit Wanda und Bilderbuch. Schon 2008 nanntedas deutsche Dislcurspop Zentralorgan Spex' das zweite Albumvon Ja, Panikdie wichtigste deutschsprachige Platteseit Blumfelds , I.: Etat Et Mor. Damalsgab es auch schon Kreislcy, die Grantscherben Rockbandumdenaus Steyrzugereisten Franz Adrian Wenzl, dernebenbei als Austrofred amtiert,alswahrhaftigster Popstar (5sterreichs, alsschnauzbfirtiger Retter des Austropop,der zu Musik von Queen Textevon Ambros, Fendrich, STS "quot; Co. singt und Bilcher schreibt: Alpenkilnig und Menschenfreund', Pferdeleberkfise' oder Du kannst dir deine Zauberflilte in den Arsch schieben. Mein Briefwechsel mit Wolfgang Amadeus Mozart'. Apropos Mozart: In Sound of the Cities' bekennt sich Marco Michael Wandazudenganzfrhen Altvorderensotreuherzig, dass es schon fast nach Persiflage Idingt: Wirmssenerwhnen,dass wir auf einem geilen Erbe sitzen. Vor allem mit Figurenausder Wiener IClassik, diesen unglaublich exzentrischen, rebellischen Typen wie Schubert und Mozart.' Ihnen, Wanda, werdeeswohlsogehen wie diesen, sinniert er: Wir werden sterben, wenn esbeginnt mit dem Geldverdienen.' Dafilr ist es zum atick bald zu spfit. Der Erfolg ist schon da. Und die Hipster, diebefmden, dass Wanda nicht (mehr)cool sind, weilzu viele ordinke Leutesie kennen. Das ist einst schon Falco sogegangen,den Wandagenausozitierenwie ihre Kollegen von Bilderbuch. Hochdeutsch? Der geradezu trotzige Verzicht auf Traditionsbriichehierzulande distanzierte sich nicht einmal der Punk ordentlichvonden Boring Old Farts'betrifft in Wien vor allem das Wienerlied. Wieso kommt keiner morgensfrh nach Wien und sieht die Huren vor den Stra Benkehrem flieh'n undhërt die Engel durch die Praterbumezieh'n?', fragte Ernst Molden, alsernoch ein junger Stutzer war und Hochdeutschsang. Spter kam er drauf, dassernicht der Erstewar,demso etwasauffiel, wechselte zum Dialekt undwurdezum Verbindungsmann zwisclienderneuen Wienerlied Szenemit fixem Standort beim Heurigen Hengl Haselbrunnerund dem Pop; denvonseiner Ostbahn Kurti Professur emeritierten Willi Resetarits erkor er sich zum Kompagnon. Wie Rainer Krispel, einenhchst alctiven Linzer Ex Punk. Undden vertd.umten Nino Mandl vulgo Der Nino aus Wien (der wiederum Wandagut kennt), der wohl auch Moldens Herz rtihrte mit Zeilen wie: Du gehstjeden Tag in den Prater, ich geh jeden Tag zum Psychiater.' Gemeinsam nahmendie zwei programmatisch Unser Osterreich' auf, mit instrumental radikal abgemagerten Austropop Songs wie Espresso'von Wolfgang Ambros. Heitsitz i wieder im Espresso, wie jed'n Tagso umhalb vier und wart; dass sich vielleichtwastuat', heffitesdarin. Es tut sichwas. Prater Wien Thomas Kramar 26.10.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Wanda singen: » Mama träumtsich nach Berlin, aber Mamastirbt in Wien.« Ernst Molden hörtedie Engel durch die Praterbäume ziehen. POPÖ STERREICHDMling. Wiener Bezirk, gewürdigt vonder Punkband Chuzpe( Blue Döbling'). Auch die Hammerschmidtgasse, die Ernst Molden in Hammerschmidgossn' (sic!) besingt,liegt dort. Gnas. Dort genauer:in Poppendorfwuchs Anja Plaschgals Tochter von Schweinebauern auf: Sie macht als Soap "quot; Skin große Musik. Komeuburg. Dorthinverlegte Georg Danzerden Waterloo Sunset' der Kinks. Linz. What is a Linz?'fragte die Band Monochrome Bleu. Willi Warma feierten die Stahlstadtkinder', Gustav (eigentlich aus Graz) sang eine Linzserenade'. Neulengbach. Habeer schon erobert, sang Wolfgang Ambros in No. 1 vom Wienerwald'. Neusiedlersee. In Rusta Rasta', einemweniger bekannten Song von Ostbahn Kurti, heißt es: Da Neusiedler See isdi de Karibik.' Schelbbs. Dort undanderswo (z. B. in Stinkenbrunn) suchte Helmut Qualtinger im Bundesbahnblues'sein Baby'. Vorarlberg. Oho Vorarlberg'sangen Michael Köhlmaierund Reinhold Bilgeri1973. Wiesen. Im Burgenland. Dort liegt dasschönste Festivalgelände (der Welt). Gehört besungen! Prater Wien Thomas Kramar 26.10.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Du gehst jeden Tag in den Prater: Der Nino aus Wien (rechts) mit Ernst Molden, dem Verbindungsmann zwischen Pop und Wienerlied.