Wiener Zeitung 18.09.2015 18.09.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Heringausder Luke Was Wien in Sachen rollendes Essenvonder schwedischen Truckbewegung alles lernen kann. Eine Empfehlung. Von Lisa Arnold aus Stockholm Stockholm. Auf der Astrid Lindgren Terrasse herrscht reges Treiben. Dort, mitten in Stockholm,verspielen fesche Schwedenfamilien mit ihren blonden K
[MEHR]indernden Vormittag. Wäre die Kinderbuchautorinnoch am Leben,könnte sie dieses Szenario aus ihrem Fenster beobachten. Sie würde bei genauerem Hinsehen auch merken, dass sich aufder Odengatan, die den Stadtparkbegrenzt, ab elf Uhr Schlangen anfünf, sechs Autos bilden, die der Farbgebung nach ihrer Fantasieentsprungen sein könnten. Mithöchster Konzentration balancieren von dort Väter in hellblauen Hemden Wraps, Burger odergebratenen Hering mit Kartoffelpüree auf Papptellern zu ihren Lieben. In Stockholm sind die Foodtrucks vor zwei Jahren ins Stadtbildgerollt. Ob skandinavische Klassiker,asiatische Schärfeexplosionen oder Grüße vom Mittelmeer an alle, die den Sommer inder Stadt verbringen: Die mobilen Küchen mischen die Gastroszeneauf und bringen Abwechslungauch in die Randbezirke. Die Stadt schreibt den fahrenden Küchen nämlich vor, jeden Tag einen anderen Standort zubedienen. Mit 71 genehmigten Foodtrucks ist Stockholms Kapazität noch nicht erschöpft: Die Stadtverwaltung hat sich heuerzu einer Regulierungdurchgerungen,wonach maximal 100 Truckbetreiber ihr Ansuchen bewilligtbekommen können. Die Stadtverwaltung setzte die Grenze,um die Nutzung des öffentlichen Raumessinnvoll zu verteilen. Häufig müssen Truckbesitzer umplanen Vor dem Start gilt es, die fahrende Küche bei der städtischen Umwelt sowie Verkehrsbehörde anzumelden,nach zwei Wochenkann losgekocht werden. Verwaltungstechnisch stehen die Foodtrucks auf einer Ebene mit fixen Lokalen. Sie werden kurz nachder Eröffnung und später einmalpro Jahr unangekündigt kontrolliert. Der Check dauert zwei bisvier Stunden', sagt Malte Molundvonder Abteilung für Lebensmittelsicherheit. Die Intensitäthängt davon ab, ob die Betreiber Gerichteim Truckzubereitenoder nur aufwärmen. Außerdemwird die Inspektion gründlicher,sobald Fleischauf der Kartesteht.' Einer Jahrespauschale vonumgerechnet 3200 Euro und bestimmten Anforderungen an den Wagen steht Freiheitbeider Standortwahlgegenüber. Wirlehnen jedes fünfte Ansuchen ab,weil der Wagen nicht passt', erklärt Sandra Sigebrant von der Abteilung für Parkplatzgenehmigungen. Häufigmüssendie Truck Besitzer umplanen, sodasssich die Verkaufsluke auf derrechten Seite befindet, um Anstehschlangen auf der Fahrbahnzuvermeiden. Ist der Mängel behoben, kann erneut angesuchtwerden. Die Trucks stehen im Grunde, wo sie wollen, und dasbis zu drei Stunden. Von sechs Uhr morgens bis Mitternacht können sie sich beliebig bewegen',fügt Sigebrant hinzu. Nur gewisse Zonen, darunter auch das unmittelbare Stadtzentrum, sind tabu,wo die Polizei jede Form von gelegentlichem Verkauf verbietet. Eigene Straßenfutter Appgibt Standorte bekannt Wer gerade wo in Skandinavienserviert,dasverrätdie App Street Käk', zu Deutsch Straßen Futter'. Denn nicht nur in derschwedischen Hauptstadt ist mobiles Street Food beliebt, auch die Großstädte Göteborg und Malmösowie die Nachbarländer ziehenseit einem Jahr nach. In Göteborgsind derzeit 15 Foodtruckszugelassen, die sich im Sommer wöchentlichzum Street Food Saturday' versammeln. Malmö zögerteam längstenund erteilteerst im April mit Nordic Street Food' dem ersten Foodtruck die Erlaubnis, an öffentlichen Orten Speisenwie Fischtacos und Rinderburger zuservieren. Es war ein langer Wegdurchdie Behörden',erinnertsich Jens Almgren. Der gelernte Sommelier kocht gemeinsam mitseiner Partnerin, der ehemaligen Fernsehköchin Pernilla Elmquist. Jede Stadt geht mit der Frageanders um. Auch in Malmö waren Foodtrucksseit2013auf der Agenda, als 42 Gastronomen Interesse anmeldeten. Ich glaube, siewollten abwarten und sehen, wiedie Hauptstadt mit dem Themaumgeht', sagt Almgren. WährendderjahrelangenÜberlegungenversuchten die mobilen Köche ihr Geschäft auf privatem Geländeund Veranstaltungen,docheslohnte sich nicht: Als sich diedoch, Am2015 einigten,war nurnocheiner übrig. Jens und Pernilla rotieren zwischen zehn Standorten und bereichern Festivals in der Umgebung. Beim Food Festival in Skanör Falsterbo, der idyllischen Halbinselsüdlichvon Malmö, machte ihnenim Mai ein Gourmetkoch mit der Premiere seines hippen Würstelwagens Konkurrenz: Magnus Nilsson und sein Restaurant Fäviken' in Nordschweden dürften Feinschmeckern ein Begriff sein,schließlich landete er heuer auf Platz 25 der 50 Top Restaurantsder Welt, nur zehn Plätze hinterdem Steirereck'. Damit ist er Schwedens bester Koch, auf diezwölf Plätze in seinem Lokal warten Gourmets Monate. Im Foodtruck gelten Qualitätsansprüche wie im Restaurant,und wir bleiben unseren Zubereitungsarten treu',sagt Nilsson. Gleichzeitig können jene daranteilhaben, denen der Restaurantbesuch zu teuer ist.' PLATZKAMPF IN WIEN Wiener Zeitung 18.09.2015 18.09.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Während der Foodtruck Trendauch in Hauptstädten wie Berlinund London floriert, sind in Wienerst drei mobile Küchen zugelassen, laut Angaben der MA 59, Marktservice und Lebensmittelsicherheit. Wobei sie angesichts derlangwierigen Standortvergabemehr stehen als rollen: Die Plätzewerden Wochen vor dem Einsatzmit dem jeweiligen Bezirksamtverhandelt und häufig mit dem Argument abgeschlagen, das Mobil passe nicht ins Stadtbild. Diesen Ablehnungsgrund kenntmanin Stockholm nicht, das flächenund einwohnerzahlenmäßig halbso groß ist wie Wien. Der Freigabe geht eine kommissionelle Begehungvon Vertretern der Polizei, Gewerbebehördeund MA 59 voraus. Ob für ein Jahr oder einen Probemonat, die Prozedur ist dieselbe. Im Gegensatz zum vorgeschriebenen dreistündigen Wechsel in Schwedensind die mobilen Köche in Wiendann an ihre Standorte gebunden. Die Trucks würdengern den Ring entlangtuckern', sagt Andreas Müller von der MA 59. Dochdas Verkaufen im Herumziehenist österreichweit verboten.' Schließlich wollen die Trucks sichdort aufhalten, wo viele Hungrigevorbeikommen, besonders beliebtseien Prater und Universitäten. Ist der Standort gesichert, unterliegt ein Foodtruck ähnlichen Hygienevorschriften wie ein Restaurant oder ein Imbiss. Alle einbis zwei Jahre steht eine unangekündigte Kontrollean,bei der Abflüsse, Kühlkette und Sauberkeitinspiziert werden. Es kommt darauf an, was angeboten wird Sushi ist heikler als totgekochte Würstl. Aber nach einer Dreiviertelstunde sind wir meistensdurch', fügt Müller hinzu. Auch wenn die Auflagen hartsind und drei Viertel der Gastronomen die Standort Diskussionverlieren, so ist eine vielfältige Straßenküche aus Wien nichtwegzudenken. Nur: Mit Straßenständen ist die Donaumetropoleeigentlich gesättigt. Seit 100 Jahren habenwir die Würstlstände',erinnert Müller. Nun sind ebendie Foodtrucks ein Hype.' Darinunterscheidet sich Wien enormvon Stockholm und anderen nordischen Städten, wo auf den Straßen wenig internationale Gerichtegereicht werden. Nur das mobile Würstl, so scheint es, das gibt esüberall. Auch in Stockholm, als Astrid Lindgren noch lebte. Wiener Zeitung 18.09.2015 18.09.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. NORDICSTIIFFTFog Starkoch Jens Almgren serviert seinen Landsleuten nordisches Essen in Ma Irrai. Foto: Arnold