52 Prater Wien 1/1 Drahtesel 22.03.2016 In der Prater Hauptallee Vom Wiener Donaukanal kommend radle ich in die Prater Hauptallee, die sich über fast fünf Kilometer vom Praterstern bis zum Lusthaus erstreckt. Hier tummeln sich Menschen zu Fuß und auf dem Rad, groß und klein, jung und alt. Zum Glück ist es Autofahrenden grundsätzlich untersagt, die Hauptallee zu benützen. Erst seit April 1766 wurde der Prater für d
[MEHR]ie Bevölkerung geöffnet. Bis dahin war der Park nur Kaiserhaus und hohem Adel Vorbehalten. Erst der großzügige Kaiser Josef II., der Sohn Maria Theresias, der ein Herz für die Wiener hatte, öffnete sehr zum Ärger der Adeligen den Prater für alle. Als ein Adeliger meinte, jetzt seien sie, die Adeligen, nicht mehr unter sich, antwortete Josef II.: ' Wenn ich unter Meinesgleichen sein will, müsste ich in der Kaisergruft spazieren gehen.' Die Hauptallee war schon unter Kaiser Ferdinand II. im Jahr 1538 angelegt worden, allerdings gab es damals noch keine Kastanienbäume. Die erste Rosskastanie brachte 1603 der Hofbotaniker Carolus Clusius aus dem osmanischen Reich nach Wien. Heute macht es Freude, im Schatten der Kastanien zu radeln und die Menschen zu beobachten. Der Kellner Gerhard vom Schweizerhaus erzählte mir, dass an warmen Tagen eine ca. 80jährige Dame fünfmal in der Woche vorbei käme, nachdem sie die Hauptallee bis zum Lusthaus und zurück gegangen sei. Sie nehme keine Medikamente, dafür trinke sie jedes Mal ein Glas Bier. Für Radfahrende gilt dasselbe: Regelmäßiges Radeln und anschließend ein Schluck Bier halten gesund. Auf das Wohl vor allem der Radfahrenden in der Hauptallee erhebe ich daher ein kleines Glas mit dem isotonischen Getränk! Roland Girtler Der vagabundierende Kulturwissenschaftler und Universitätsprofessor schreibt regelmäßig an dieser Stelle