Prater Wien Köksal Baltac Verkehr. Inganz Wien sollen Straßen in Wohngebieten zu Tempo30 Zonen umgewandelt werden. Die Pläne für den Ausbau liegenvor. Inder Opposition und den Bezirken regt sich heftiger Widerstand. VON KÖ KSAL BALTACIWillkürakt' Streitum Tempo30 Zonen[ WIEN] Die Ausweitung der Tempo30 Zonen in Wien nimmt Gestaltan. In den kommenden zwei Jahren sollen in derganzen Stadt Straßen in Wohngebietenzu 30e
[MEHR]r Zonenumgewandeltwerden. Ausnahmen bleiben Hauptverkehrsadern. Die Grünen erhoffen sich eine Erhöhung der Verkehrssicherheit und Verbesserung der Lebensqualität. Während der Verkehrsclub Österreich den Vorstoß begrüßt, lehnen ihndie Opposition sowie zahlreiche Bezirksvorsteherstrikt ab. Die Ausweitungwirdlaut Rüdiger Maresch, Verkehrssprecherder Wiener Grünen,inzwei Stufen erfolgen. Ineiner ersten Tranche sollenim nächsten Jahr etwa in der Leopoldstadt die Grätzel umden Karmeliter und Volkertmarktzur 30er Zonewerden. Für die Donaustadt und Döblinghingegen sind die Ausweitungenerst 2013 geplant. Finanzieller Anreiz' In einem Großteil der Wohngebiete ist ohnehin schon Tempo 30vorgeschrieben, jetzt soll das auchin den restlichen Straßen umgesetzt werden', sagt Maresch im Gespräch mit der Presse'. Wirwollen damit durch weniger Lärmdie Lebensqualität verbessern unddurch kürzere Bremswege die Verkehrssicherheiterhöhen.' Jeder Verletzte oder Tote im Straßenverkehr sei einerzu viel. 80 Prozentder Kostenvon einer Million Eurowird die Stadt übernehmen',so Maresch. Mit diesem finanziellen Anreiz hoffen wir, dass die Bezirksvorsteher unser Angebot annehmen,und die Umsetzung der Tempo30 Zonensofortbeginnenkann.' Über die Köpfe der Bezirksvorsteher hinweg werdeesjedenfalls keine Weisung gebensiehätten das letzte Wort. Maresch: Allerdings sind sie es dann auch,die in ihren Bezirken Unfälle mit Schwerverletzten und Toten erklärenmüssen.' Widerstand in den Bezirken In Döbling kann das Herr Maresch vergessen', sagt Bezirksvorsteher Adi Tiller ( VP). Eine weitere Ausweitungder Tempo30 Zonen belastet den Steuerzahler und die Umwelt. Ich werdediesem Willkürakt nicht zustimmen.' Wenn den Grünensovielander Verkehrssicherheit liege, sollten sie die Schulwege besser sichern und den Schutz der Fußgänger vorantreiben. In letzter Konsequenzwürde ich eine Bürgerbefragung durchführen, bevor ichden Plänenvon Herrn Mareschzustimme', sagt Tiller. Auch die Bezirksvorsteher von Hietzing, Heinz Gerstbach ( VP),und Floridsdorf, Heinz Lehner( SP), haben kein Verständnis fürdie Tempo30 Offensive der Stadt. In beiden Bezirken sei das Potenzialvon 30er Zonen ausgeschöpft. Ebenfallsablehnendhabensich FPÖ, BZÖ und Ö VP Wien geäußert. Flächendeckende 30er Zonenwürden die Umwelt stärkerbelasten und die Autofahrer schikanieren. Aus Sicherheitsgründenist der Autofahrerclub Ö AMTC gegen eineweitere Ausdehnung. Flächendeckende 30er Zonen haben den Nachteil, dass Stellen, beidenen besondere Gefahrensituationenwahrscheinlichersind,nicht klar hervorstechen', warntÖ AMTCJurist Martin Hoffer. Nichtohne Sorge blicken auch die Wiener Linienden geplanten Ausweitungen entgegen. Wir wissen noch nicht genau, welche Straßen betroffen sind undinwiefern wirvonden Ausnahmenprofitierenwerden', sagt Sprecherin Anna Maria Reich. Ihr Wissensstandsei jedenfallsder,'dass auf manchen Durchzugsstraßen keine 30er Beschränkung gelten werde. Wir werden sehen, wie sichdas aufunsere Verkehrsmittel auswirkt.' Tödliches Risiko Der Verkehrsclub Österreich( VCÖ) hingegen begrüßt den Vorstoßdadurch würde sich dastödliche Unfallrisiko deutlich verringern. Im vergangenen Jahr seiendrei Viertel der Verkehrstoten Fußgängergewesen. Die Ausweitung der Tempo30 Zonen in Wienist ein längst überfälliger Schritt,umdie Verkehrssicherheit für Fußgänger zu erhöhen', so VCÖ Sprecher Christian Gratzer. Werde ein Fußgänger mit 50 km/h angefahren,liege die Wahrscheinlichkeit,tödlich oder schwer verletzt zuwerden, bei 80 Prozent. Bei einer Aufprallgeschwindigkeitvon30km/h sinke dieses Risiko auf 40 Prozent. Hintergrund der Ausweitungvon Tempo30 Zonen in Wohngebieten ist eine Vereinbarung im Koalitionsabkommenzwischen SPÖ und Grünen. Dafür wurdeeine Studie in Auftrag gegeben, umgeeignete Straßenzüge zu ermitteln. Nun liegt das Ergebnis dieserkartografischen Erhebungvor. Dieses ist laut Maresch den Bezirken bereits übermittelt worden. Prater Wien Köksal Baltac KOMMENTARDIETMAR NEU WIRTHMehr Tempofür Wien Die Grünen wollen mehr Tempo30 Zonen. Die Bezirkelegen ein Veto ein. C olldie Zahlder Tempo30 Zonen in Wien weiter vergrößertwerden? Doch,esgibt noch einige Kilometer Straßen, auf denen mit höherer Geschwindigkeit gefahrenwerden darf. Tatsächlich ist jaoftwegendes Verkehrsaufkommens nicht einmal Tempo 10möglich. Wiens mitregierende Grüne machen sichnunfür Tempo 30 stark. Dasüberraschtnichtangesichtsdes Koalitionspakts mit der SPÖ, in demgenaudieses Vorhaben niedergeschrieben ist. Wenig überraschendistauch der Widerstand, deraus VP, aber auch SPgeführten Bezirksvorstehungen kommt. Dummerweise, viele werdensagenglücklicherweise, habendie Bezirke ein Vetorecht gegenderartige verkehrspolitische Vorhaben. Vielleicht lernendie Grünen jaausihren Erfahrungen des Mitregierens.Überdenken auch die Strukturen,wie sie Wien kennt, undschlagen mehr Tempo bei Reformen ein. Bezirksvorstehersind die netten Onkel, die der Jetti Tant zum 90er gratulierenundbei jedem Straßenfestmittrinken. Dann undwanndürfen siezum Rathaus Neinsagen. Ob das zeitgemäß ist?xiteemat Jekettetelept Prater Wien Köksal Baltac VPOppositionspolitik wird konstruktiv' statt hart Interview. Manfred Juraczka, der heute als nicht amtsführender VPStadtrat an'gelobt wird, ist gegen Fundamentalopposition und will mit anderen Parteien kooperierenmit der Stadtregierung ebenso wie mit den Freiheitlichen. VON MARTIN STUHLPFARRERDie Presse: Sie sind neuer nicht amtsführender Stadtrat einer am Bodenliegenden VP. Darf man gratulieren,oder muss man Sie dafür bemitleiden? Manfred Juraczka: Man kann mirgernegratulieren. Wir haben imletzten Oktober aber ein Ergebniseingefahren, das weit unterunseren Möglichkeiten liegt. Jetzt gehtes um einen Neustart. Wie soll dieser Neustart aussehen? Intern die Kommunikation zu verbessern, andererseits konstruktive Oppositionspolitikzumachen. Ein nicht amtsführender Stadtrat hatweder Aufgabengebiet noch Budget. Haben Sie nicht einen unnötigen Job? Skandale wie der Pratervorplatzzeigen, dass Kontrolle extrem wichtigist. Das ist eine maßgebliche Funktion der nicht amtsführenden Stadträte. Sie sollen auch politische Gegenmodelle entwerfen. Es gehtumdie drei Punkte Eigentum, Eigenverantwortung und Einsatz. Der Öffentlichkeit wurden Sie bekannt,weil Sie einen DNATest für Hunde gefordert hatten, um die Verursacher der Hundstrümmerl ausfindig zu machen. Ich habe mich damals darumgekümmert. Die Stadt hat reagiert: Esgibt mehr Automaten mit Hundesackerin,eswird auch gestraft. Das Problem istnunentschärft. Welche Linie soll die Ö VP fahren, damit sie wieder auf die Beine kommt? Ich führe keine Diskussion über liberal oder konservativ. Es geht umkonstruktive Gegenmodellezur Stadtregierung,z. B. mitattraktiverenÖffentlichen,deren Tarifenicht verteuert werden dürfen. Da sind Sie auf der Linie der Grünen. Man muss Anreize zum Umsteigenauf öffentliche Verkehrsmittel geben. Esmussauch ein Miteinander im Straßenverkehr geben. Dasgilt auch für Radfahrer. Die Grünen wollen nun flächendeckend Tempo 30 in Wien. Sie auch? Bei Schulen und Krankenhäusernmag essinnvoll sein, ich bin abergegeneine flächendeckende Einführung in Wien. Wenn jetzt bei den Grünen aber schon von Tempo20 Zonen die Rede ist,ist dasnurnoch reine Schikane. Wird es eine engere Zusammenarbeitmit der FPÖ geben? Es kann eine Zusammenarbeit geben, z. B. bei der Stärkung der Familie oder der Sicherheit. Abereskanngenauso mitden Grüneneine Zusammenarbeit geben. Beiden Themen Umweltbewusstseinund Nachhaltigkeit bin ichgernedazu bereit, ein Mitstreitervon Maria Vassilakou zu sein. Es wird also keine harte, kantige Oppositionspolitik geben? Es wird eine konstruktive Oppositionspolitik geben. Wie viel Zeit soll sich die Partei für die Suche nach einem neuen Chef nehmen? Eine sorgsame Auswahl geht vor Zeit. Der Obmann oder die Obfrausollvor Weihnachten gefundenwerden. Esmussbei den Wahlen gelingen,dieÖ VPwiederzustärken. Haben Sie Interesse an diesem ungeliebten Job als neuer Obmann? Wenn ich mich meiner Aufgabe im Stadtsenatsowidme, wie ichesmöchte, bin ich mit dieser Arbeitausgefüllt.,aiside AN. Manfred Juraczka (42) ist ab heute, Donnerstag, neuer nicht amtsführender VPStadtrat. Er folgt Wolfgang Gerstl nach, der in den Nationalrat gewechselt ist. Der Vatereines zehnjährigen Sohnes ist auch VPBezirksparteiobmann in Hernalsund war dort einige Jahre Bezirksvorsteher Stellvertreter. Erbekleidete bereits verschiedene Funktionen innerhalb der jungenÖ VP und des Ö AAB. Biszuseiner Angelobung als Stadtrat war Juraczka Marketing und Salesmanager bei Alcatel.