14.03.2020 Karin Schuh 22 Prater Wien 14.03.2020 Karin Schuh 22 Prater Wien Ein Jubiläumohne Gäste Prater. Seit100 Jahrenbetreibtdie Familie Kolarikdas Schweizerhausim Prater,dessen Geschichtenochweiterzurückreicht. Die Eröffnungmusswarten. VONKARINSCHUH100 Jahrestehtander Fassadein Richtung Gastgartengeschrieben. Die Tischestehenbereitsim Garten,die Bauarbeitenderneuen Terrassesindabgeschlossen. Im Innerendes Schweizerhausesstapelns
[MEHR]ichander Schänkdie Serviertablettsmit Bierkrügen,dienurnochbefülltwerdenmüssen. Rund120 Mitarbeiterhättennachder Winterpauseam Sonntagihrenersten Arbeitstagindieser Saisongehabt. Esistallesbereit',sagt Karl Jan Kolarik,dergemeinsammitseinem Sohn Karl Kolarikdas Schweizerhausführt. Aberheuerwirdererstmalsnichtwiegeplantdas Torum Punktelf Uhröffnenunddiewartenden Gästebegrüßen,fürdiedieser Tagauchsoetwaswiederinoffizielle Startschussinden Frühlingist. Immerhingibtesdannendlichwieder Bierund Stelzeunterfreiem Himmel. Gastgartenmit1400 Plätzen Heueristimdoppelten Sinneinebesondere Saison. Nichtnur,dassdie Familie Kolarikihre100. Saisonfeiert.1920hat Karl Jans Vater, Karl Kolarik,dasdamalsausgebrannte Schweizerhausmitwiederumseinem Vater Johann,einemgelernten Fleischhauer,übernommen. Heuerwurdeaucherstmalsdiegeplante Eröffnungabgesagtodervielmehrverschoben. Warum,istbekannt. Die Maßnahmen,umdie Ausbreitungdes Coronaviruseinzudämmen,untersagen Veranstaltungenim Freienmitmehrals500 Personen. Das Schweizerhausistkeine Veranstaltung. Der Gastgartenfasstaber(jenach Bestuhlung)rund1400 Sitzplätze,dazukommen700 Plätzeim Inneren. Wirarbeitenseit Ende Oktoberaufdieneue Saisonhin. Aberim Sinneder Gästeundder Risikominimierunghabenwirunsentschlossenzuverschieben',sagt Karl Jan Kolariknoch Mittedieser Woche. Mitüerweileweißman,dasserohnehinnichtlangaufsperrenhättekönnen. Soetwashabeesim Schweizerhausnochniegegeben bisaufdiefurchtbaren Tageder Weltkriege'. Undwährendder Wiener Weltausstellungim Jahr1873wütetedie Choleraauchim Prater. Damalswurdeauchdas Damals Schweizerhausstarkin Mitleidenschaftgezogen.' Auchdie Zeitnach1918,alsdie Familie Kolarikübernommenhat,warnichtleicht. Esgabeinetotale Verarmungder Gesellschaft,dawaresähnlichschwierig.' Diese Vergleichealleinmachendeutlich,aufwelchlange Geschichtedas Schweizerhauszurückblickt.1766machte Kaiser Joseph II.den Wiener PraterfürdieÖffenüichkeitzugänglich,davorwurdeesalskaiserliches Jagdgebietgenutzt. Schondamalsgabesander Stelledesheutigen Schweizerhauseseinekleine Hütte,die Schweizer Jagdtreiberverköstigt. Einrichtiges Restauranteröffnetedannim Jahr1780,damalsnochunterdem Namen Zur Tabakspfeife',esfolgteneinigeandere Namenund Betreiber. Seit1840heißtdas Lokal Schweizerhaus,seit1920wirdesvonder Familie Kolarikgeführt. Erster Wurstautomat Seitdemistdas Schweizerhausenormgewachsen. Immerhinwurde1920miteinemausgebrannten Riesenradwaggonbegonnen(ein Brandim Praterhatauchdas Schweizerhausbeschädigt). Aber Größewarniedas Ziel',soder Senior. Eshabesichsoergeben. Sein Vater,der73 Jahrelangdas Schweizerhausgeführthat,hatsehrvielexperimentiert. Sohatereinmaleinen Wurstomat'einen Automatfürheiße Wurstausprobiert,dersichaberebensowenigdurchsetzenkonntewiedie Englische Fischbratküche'. Besserwurdedadie Umstellungvon Pilsner Urquellauf Budweiser Bierim Jahr1926angenommen. Karl Jan Kolarikhatdazueinenette Geschichteparat. Sein Vaterwardamalsmitseinem Großvaterin Budweisbeieiner Fleischermesse. Diebeidengenehmigtensichineiner Gaststubeeinpaar Krügerl Bier,dasrechtsüffigwar. Alsmein Großvateraufs Klogegangenist,hatmein Vaterschnelldrei Biergezahlt,damitdie Rechnungnichtsolangist.' Alsohabendiebeidenvier Bierbezahlt. Der Vaterhatdem Großvaterdie Zwischenrechnunggestandenunderklärt,dasseseigentlichsieben Bierwaren. Aberderalte Herrhatgenaudasselbegemacht.' Dadiebeidenamnächsten Tag Tagdennochkein Kopfwehhatten,wurdebeschlossen,ebendieses Bierauszuschenken,dasimmernochtraditionell,alsosehrlangsamgezapftwird. So,dasssichdie Kohlensäureim Schaumsammelt',erklärtder Junior, Karl Kolarik. Die Stelzekamdannnachdemzweiten Wiederaufbau,indenspäten1950er Jahrendazu. Beide Geschäftsführerbeteuern,niedazugedrängtwordenzusein,inden Familienbetriebeinzusteigen. Michhätteschonauchetwasanderesinteressiert. Ichhabedamals Welthandelstudiertundbinseitdemauch' Presse' Abonnent',sagtder Senior. Abererseigern Wirt,wegender Gäste. Dieseiennichtnurbesonderstreuwasihnmanchmalgarzuwundernscheint. Siesindauch vom Generaldirektorbiszumkleinen Mann'buntgemischt. Nur Touristengibtesnichtallzuviele. Aufdie Fragenachihnen,nennter Burgenländerund Tiroler,diebeieinem Wien Besuchauchgernins Schweizerhauskommen. 80 Prozentkommenaus Wienunddem Wiener Speckgürtel.' Stammgästegibtesnaturgemäßviele. Wobeidasaucheine Frageder Definitionist. Mancheerklärenden Kolariksstolz,sieseien Stammgästeundkommenjedes Jahr. Anderewiederumsindvieroderfünf Maldie Wochehier. Feintuningder Stelze Das Geheimnisdes Schweizerhausessiehterinden Gästen. Undnochetwasfälltihmein: Der Gastwird(mit Ausnahmeder Eröffnungundeiner Jubiläumsveranstaltung)nichtbeschallt,sondernkannsichunterhalten. Und: Eswerdezwarvieladaptiertunderneuert,aberso,dassder Gastesnichtmerkt. Wobei: Vordrei Jahrenwurdebeider Stelzeein Feintuningvorgenommenundalle Fertigungsschritteevaluiertundverbessert. Dashabendie Gästeschongemerkt,weilesbessergeschmeckthat.' Wannesim Schweizerhauswieder Stelzenund Biergibt,istnochoffen. Am11. Juliistein Konzertzum Jubiläummitden Original Hochund Deutschmeisterngeplant,deren Konzerteauchim Schweizerhauseinelange Traditionhaben. Bisdahinhoffendie Kolariks,dasssiedie Eröffnung Eröffnunglängstvorgenommenhaben. BUCHTIPPUNDGESCHICHTEHerbert Lackner: Das Schweizerhaus Die Geschichteeiner Wiener Institution,Überreuter Verlag,104 Seiten,19,95 Euro. Geschichte1766wurdeder PraterderÖffentlichkeitzuganglichgemacht. Damalsgabesander Stelledesheutigen Schweizerhauseseine Hüttezur Bewirtungder Jäger.1780wurdedas Lokal Zur Tabakspfeife'eröffnet.1814 Umbenennungin Zumrussischen Kaiser',danachin Schweizer Meierei'.1840 Umbenennungin Schweizerhaus'. Das Lokalwurdeim Stileinesalpenländischen Holzhausesneugebaut( Architekt Eduardvander Nüll).1920beschädigteein Branddas Schweizerhaus. Der Fleischhauer Johann Kolarikübernahmdamalsmitseinem Sohn Karl.1945wurdender Praterunddas Schweizerhausvölligzerstört.1986übernahm Karl Jan Kolarikdie Geschäftsführung.2017istsein Sohn Karl Kolarikdazugestoßen. Karl(links)undsein Vater Karl Jan Kolarikteilensichdie Geschäftsführungdes Schweizerhausesim Wiener Prater.[ Clemens Fabry]