Riesenradplatz: Ein Unternehmer willvonder Stadt Wien Schadenersatz. Neues Gutachten zerpflückt die Bauabwicklung Die Praterfassaden bröckeln VON BARBARA MADERNichtsist für die Ewigkeit. Gewisse Teilewerdenvielleichtzwanzig Jahre halten,' sagt Willibald Bruckschwaiger. Die Styroporfassaden der Diskothekam Pratervorplatzgehörenmöglicherweisenicht dazu. Kulissenbauer Bruckschwaiger wurde 2007 damitbeauftragt, den Platz beim Ein
[MEHR]gang des Wurstelpratersrechtzeitigzur Fußball EMauf Hochglanzzu bringen. Wir haben den Auftraggeber gewarnt, dass vieles baldkaputt sein wird: Die Fassaden sind rein künstlerisch.' Plastikfenster statt Alufenster, etwa, sind keine gute Grundlage für die Ewigkeit. Wegenihnenbekommt Bruckschwaiger, der bereitsum eine Millionen umgefallen ist, jetzt auch noch Schadensmeldungen. Obwohl die Fenstervorn Auftraggeber bestellt wurden. Bruckschwaigers Anwalt Peter Schlösser prüftnuneine Schadenersatzklagegegendie Stadt Wien, die, wieauseinem Gutachten hervorgeht, hinter dem Debakelsteckt. Zuerst hatmandie Unternehmerangebettelt,schnellfertigzu werden. Mein Mandant warntevor Mängeln. Jetzt willmannichtzahlen. Ich habe oft das Gefühl, dass ohne Linkegarnichts geht in diesem Staat.' Bruckschwaigers Firma isteine von mehreren geschädigten Klein und Mittelunternehmen, die im Auftragdes Generalbauunternehmersexplore 5 D den Pratervorplatz umgestalteten. Dieauch architektonisch fragwürdige Neugestaltung wurdezur Millionenpleite undführte im November 2008zum Rücktritt von Vizebürgermeisterin Grete Laska. Nun liegtein von der Staatsanwaltschaftbeauftragtes Gutachten, verfasstvom Wirtschaftstreuhänder Thomas Havranek, auch bekannt als Meinl Gutachter,vor. Es belastet denvon der Stadt Wien beauftragten Totalunternehmer explore 5 D,den Vertreter der finanzierenden Immoconsult, sowiedie Riesenradplatz Errichtungsgesellschaft ( RRPE), eine100 Prozent Tochter der Stadt Wien. Die RRPEwarfaktisch und wirtschaftlich Bauherr und über sämtliche Entwicklungeninformiertund daher auch für die Gesamtsituation mit verantwortlich, heißtesin dem Gutachten. Georg Wurz, Geschäftsführer der RRPE und inzwischen Chef der Prater Service Gmb H, weist in dem Bericht alle Vorwürfe zurück. ;r' I:::'4...'7..;*;/ Oktober 2002 März2003 Ideenfindungswettbewerb Prater Neu. Dezember2006 Beschluss Gemeinderat und Auftragsvergabean explore5 D zur Neugestaltung des Riesenradplatzes. Veranschlagte Kosten: 32 Mio . Jänner 2007 Gründungder Riesenradplatzerrichtungs Gmb H als Tochter der Stadt Wien Marketing und Praterservice Gmb H. Geschäftsführer: Georg Wurz. Mai 2007 Leasingvertraglmmoconsult( ICPrater Leasinggesellschaft). Beginn Bauarbeitenvor Vertragsunterzeichnung.ab Juli 2007 Bekanntgabevon Umplanungen, Mehrkosten und zeitlichen Verzögerungen. Oktober 2007 Vertrag Immoconsult und explore. April 2008 geplanter Fertigstellungstermin. Anzeigeder Grünenwegen Bauhöhenüberschreitungen. Mai 2008 Vertragsauflösungzwischen Immoconsultund explore 5 D auf Wunschder Riesenradplatzerrichtungs Gmb H. Juni August 2008 Ausgleichsverfahren explore 5 D. Juli 2008 Anzeige der Grünenbei der Staatsanwaltschaft: § 133 Veruntreuung,§146 Betrug, §156 betrügeri Sche Krida,§158 Begünstigungeines Gläubigers, §159 Beeinträchtigungvon Gläubigerinteressen. Grete Laska: Ex Stadträtin will sich lieberum Enkerin kümmern'2008 Vernichtender kontrollamtsbericht. August 2008 Per Notbeschluss werden im Stadtsenatzusätzliche 7,9 Miofürdas Projekt bewilligt. Damitsteigtdas Gesamtbudgetauf über 40 Mio. November 2008 Diezuständige Stadträtin, Vizebürgermeisterin Grete Laska, tritt zurück. Dezember 2008 Diegeschädigten Bauunternehmen erhalten 40 Prozentdes Lohnes.2009 Beauftragung der Gutachtenzu Vergaberechtund Wirtschaft der Staatsanwaltschaft. Die Grünen fordern Anklagen der Staatsanwaltschaft. Oktober 2010 Berichtefür die geschädigten Unternehmen liegenvor. Geschmacksfrage Uber die architektonische Gestaltung des Pratervorplatzes lässt sichstreiten. Zur Finanz Gestaltung gibt es jetzt einneues Gutachten